Ab in die Kiste: Welche Werkzeuge Sie zu Hause wirklich brauchen

Wer ambitionierte Heimwerker fragt, bekommt viele Tipps zu Spezialwerkzeugen, die man unbedingt kaufen sollte. Doch was braucht man zu Hause wirklich?

Schön, wenn alles seine Ordnung hat: Schraubenschlüssel mit Aufsätzen sind praktisch, aber kein Muss. Bild: Lukas Barth/dpa

Köln. (dpa) Wer selten etwas repariert, kann auf viele Werkzeuge verzichten. Provokant gesagt: Puristen brauchen nur ein Taschenmesser, das neben einem Korkenzieher noch weitere Tools hat - eine Säge, Spitzzange, einen Kreuz- sowie Schlitzschraubenzieher. „Ein Taschenmesser funktioniert erstaunlich gut. Es ist faszinierend, was man damit alles machen kann. Und es ist natürlich auch praktisch für unterwegs“, sagt Peter Baruschke, der für die Zeitschrift „Selbst ist der Mann“ schon viele Werkzeuge ausprobiert und getestet hat. Spätestens beim Bild aufhängen, stößt man damit aber an seine Grenzen. Zur Grundausstattung gehört also auch ein Hammer. „Beim Kauf sollten Sie darauf achten, dass der Hammer hochwertig ist und einen Schlagschutz hat“, sagt Michael Pommer von der DIY-Academy. Der Stiel ist kurz nach dem Kopf verstärkt. „Der Griff bricht also nicht, wenn man mal daneben haut und der Hammer etwa falsch auf einem Stein landet.“

Taschenlampe praktisch

Praktisch sind auch: ein Cuttermesser, eine scharfe Schere und eine gute Puk-Säge. „Am besten mit auswechselbaren Blättern für Holz- und Metallarbeiten“, sagt Pommer. Zudem empfiehlt er eine Flasche Sprühöl und einen Zimmermannsbleistift: „Er hat eine dickere Mine. Sie lässt sich mit dem Messer anspitzen und bricht nicht so leicht.“ „Auch eine Taschenlampe sollte in der Werkzeugkiste nicht fehlen“, sagt Baruschke. Hilfreich, wenn man in dunklen Ecken, etwa unter der Spüle etwas reparieren muss. „Am besten besorgt man sich eine Stirnlampe – dann sind die Hände frei.“ Pommer rät: „Idealerweise kaufen Sie eine Lampe mit Akkus und Ladegerät. Das kostet zwar bei der Anschaffung etwas mehr, aber dafür muss man keine Batterien nachkaufen. Das ist langfristig günstiger.“

Akkuschrauber – Ja oder Nein?

Manches ist Geschmackssache: Pommer hält einen Akkuschrauber mit Schlag für unverzichtbar. „Das Gerät ist vielseitig einsetzbar, damit kann man jede Art der Schraube in Holz und Beton befestigen – dank Akku ist man von der Steckdose unabhängig.“ Baruschke sieht hingegen Vorteile darin, Handwerkzeuge statt eines Akkuschraubers zu benutzen: „Da habe ich es besser im Gefühl, wie stark ich etwa eine Schraube anziehen muss. Dadurch überdreht man zum Beispiel eine Schraube seltener und weniger geht kaputt.“ Mit dem Handwerkzeug komme man zum Teil auch einfach besser ran. Wichtig vor dem Kauf: „Nehmen Sie die Handwerkzeuge wirklich in die Hand. Probieren Sie zum Beispiel aus, ob der Schraubendreher gut zur Handgröße passt“, rät Baruschke. Ob Akkuschrauber oder Hand- werkzeug: Man sollte sich einen guten Satz Bits dazu besorgen – am besten die gängigen Größen an Schlitz- und Kreuz-Profilen sowie Kreuz-Profile mit Einbuchtungen. „Ist die Bit-Aufnahme magnetisch, hilft das, die Schrauben besser aufzunehmen“, so Pommer. Vorausgesetzt, die Schrauben sind nicht aus Edelstahl. Beim Werkzeugkauf sollte man auf Qualität achten. „Denn häufig verschleißen scheinbar günstige Geräte schneller als hochwertige Werkzeuge“, sagt Pommer. Oft lohnt es sich etwas mehr auszugeben. „Einen Zollstock gibt es beispielsweise schon als Werbegeschenk. Aber es sollte ein guter Zollstock sein. Denn der ist durch kleine Umbauten auch als Winkelmesser nutzbar“, sagt Pommern. Hilfreich sind auch ein flexibles Stahlmaßband sowie eine Wasserwaage. „Gute digitale Messgeräte kombinieren beide Funktionen.“ Sie lohnen sich, wenn man häufiger etwas abmessen muss. „Ein Lasermessgerät ist zwar mit etwa 60 Euro teurer als ein Zollstock, erleichtert einem aber die Arbeit sehr“, erklärt Pommer. Bei Zangen kommt es darauf an, wofür und wie häufig man sie braucht. Mit einer Wasserpumpenzange kann man auch Muttern aufdrehen. „Das Problem dabei ist nur, dass man viel leichter abrutscht als bei einem Schraubenschlüssel – und dann die Mutter beschädigt und die Außenkanten mit der Zeit runddreht“, warnt Baruschke. Pommer rät: Wenn man häufiger Schrauben lösen will, sollte man statt einer Rohrzange besser auf passende Maul- und Ringschlüssel ausweichen, damit man die Schrauben nicht verletzt. Und wer etwa sein Fahrrad reparieren will, sollte seinen Werkzeugbestand mit Schraubenschlüsseln ergänzen, rät Baruschke. Die gängigen Größen sind 10 bis 17. „Zumal man beim Fahrrad an viele Teile mit einer Wasserpumpenzange nicht so gut dran kommt“. Auf Kombizangen – die sowohl anpacken, als auch durchschneiden – kann man oft verzichten. „Ich würde dann eher eine Spitzzange kaufen, mit der man auch kleinere Teile greifen kann“, empfiehlt Baruschke.

Schleifpapier statt Feilen

Manches Werkzeug kann auch mehrere Funktionen erfüllen: „Praktisch ist ein Phasenprüfer als Schraubendreher – damit kann man sowohl kontrollieren, ob in der Steckdose Strom fließt oder nicht, als auch Schrauben rein- und rausdrehen“, erklärt Pommer. Oft helfen Alternativen, Platz und Geld zu sparen. Statt ein Set mit tausend Feilen kann man etwa Schleifpapier kaufen. „Empfehlenswert ist ein grobes Schleifpapier mit 60er-Körnung und ein feines mit 120er-Körnung. Damit kommt man ziemlich weit“, so Baruschke. Wer noch kein Werkzeug zu Hause hat und sich unsicher ist, was er braucht, kann sich das Leben einfach machen. „Einsteiger können fertig bestückte Werkzeugkästen kaufen. In der Regel sind da alle wichtigen Werkzeuge für Reparaturen drin. Oft ist ein Komplett-Set günstiger, als einzeln gekaufte Werkzeuge“, so Baruschke. Komplett-Lösungen haben aber auch Nachteile: Käufer können nur bedingt bestimmen, welche Werkzeuge in welcher Qualität dabei sind. „Zudem sind manchmal auch Geräte in den fertigen Werkzeugkoffern, die man nur selten oder nie braucht“, sagt Baruschke. Wer Spaß am Heimwerken hat und eigene kleine Projekte startet, kann sein Werkzeug passend erweitern. Baruschke rät deshalb: „Es ist also gut, wenn in der Werkzeugkiste noch etwas Platz ist.“ „Viele Gegenstände können sich Heimwerker auch leihen“, sagt Pommer. So bekommt man im Baumarkt etwa Leihgeräte wie Bohrhammer und Leitungsdetektoren sowie Tapezier- oder Parkettschleifmaschinen.

„Nehmen Sie die Handwerkzeuge wirklich in die Hand. Probieren Sie zum Beispiel aus, ob der Schraubendreher gut zur Handgröße passt.“

Peter Baruschke, Werkzeugtester für die Zeitschrift „Selbst ist der Mann“ 

Wer ein eigenes Heimwerker-Projekt startet, benötigt dafür oft auch spezielles Werkzeug. Bild: Sebastian Gollnow/dpa


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