Absicherung aus Stein

(dpa/tmn) Die eigene Immobilie ist eine gute Vorsorge gegen finanzielle Probleme im Alter – das ist ein oft genannter Ratschlag. Doch auch wenn Eigentümer mietfrei wohnen und die Immobilie abbezahlt ist, können sie im Alter trotzdem in finanzielle Engpässe geraten. „Oft ist die eigene die einzige Immobilie, die Rentner ansparen konnten“, sagt Friedrich Thiele, Vorstand der Deutschen Leibrenten Grundbesitz AG. Dann sei das Gesparte im Haus gebunden und fehle als Zusatzrente. Die gesetzliche Rente sichert oft nur das Notwendige ab.

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Wer im Alter ein zusätzliches Einkommen braucht, kann seine schuldenfreie Immobilie zu Geld machen – mit einer
Immobilien-Leibrente. Archivbild: Andrea Warnecke/dpa-tmn

Engpässe überbrücken

„Finanzielle Sonderausgaben können aber drohen, wenn Pflege notwendig wird oder ein Partner verstorben ist und der Hinterbliebene das Haus mit einer Witwenrente nicht halten kann“, erklärt Thiele. Mit der Immobilien-Leibrente können Rentner solche Engpässe überbrücken. Doch wie funktioniert das? Bei der Immobilien-Leibrente wird das Haus verkauft und geht mit Vertragsabschluss in das Eigentum des Käufers über. Im Gegenzug erhalten die Verkäufer ein lebenslanges Wohnrecht und monatliche Rentenzahlungen bis zu ihrem Lebensende. Ein anderes Modell ist die sogenannte Umkehrhypothek. Hier schließen die Eigentümer einen Kreditvertrag mit einer Bank oder Versicherung. Das Haus bleibt Eigentum des Besitzers, die Hypothek wird in monatlichen Raten ausbezahlt, die Schuldenlast baut sich also von Jahr zu Jahr auf. Am Ende der Laufzeit wird die Hypothek entweder in einer Summe zurückgezahlt oder die Immobilie wechselt in den Besitz des Kreditgebers.Zudem enden die monatlichen Ratenauszahlungen.

Die Immobilien-Leibrente ist nur für einen ganz bestimmten Personenkreis eine denkbare Alternative. Annabel Oelmann, Vorstand der Verbraucherzentrale Bremen

Auch Annabel Oelmann, Vorstand der Verbraucherzentrale Bremen, sieht Vorteile in dieser Nutzung: Senioren bekommen Planungssicherheit, da alle wichtigen Faktoren – etwa Höhe der Rente, Zinssatz, Laufzeit – im Voraus festgelegt werden. „Wird die Immobilie beliehen, kann sie meistens auch verkauft werden – zum Beispiel im Pflegefall“, sagt Oelmann. Aus dem Verkaufserlös werde dann das Darlehen getilgt. Zudem sei die Rente weitgehend steuerfrei.

Relativ teure Produkte

Doch Verbraucher sollten sich auch fragen, wie wichtig es ihnen ist, in der eigenen Immobilie wohnen zu bleiben. Denn Leibrente oder Umkehrhypothek seien relativ teure Produkte, so Oelmann. Dies betreffe sowohl den Zinssatz für das Darlehen als auch die anfallenden Gebühren. „Dazu gehören etwa die Abschlussgebühr und die Rückversicherung der Bank gegen das Langlebigkeitsrisiko – wenn der Eigentümer also länger lebt als statistisch berechnet.“

Ein weiteres Risiko liegt darin, wie der Wert der Immobilie ermittelt wird. Hier kann es zu Sicherheitsabschlägen kommen. Denn die Immobilie dient nur dem Anbieter als Sicherheit und kann als solche nicht mehr anderweitig verwendet werden. „Deshalb ist die Immobilien-Leibrente nur für einen ganz bestimmten Personenkreis eine denkbare Alternative“, sagt Oelmann.

Sie sei grundsätzlich für Rentner gedacht, die eine weitgehend schuldenfreie Immobilie besitzen, in dieser Immobilie wohnen bleiben wollen, keine nahe stehenden Erben haben und gerne mehr Geld zur Verfügung haben wollen – beziehungsweise mehr Geld brauchen.

Interessierte sollten darauf achten, welches Renten-Modell sie auswählen. Wichtig ist es zu klären, wie genau das Wohn- und Nießbrauchrecht geregelt ist oder wer zukünftig für Instandhaltungs- und Renovierungsmaßnahmen aufkommen muss. „Auch auf die Art und Weise der Wertermittlung der Immobilie kommt es an. Darauf beruht schließlich die Höhe der Rente“, erklärt Oelmann.

Interessierte sollten außerdem klären, welche Konsequenzen sich ergeben, wenn der Anbieter pleitegeht. Verbraucher sollten mehrere Angebote einholen und diese vergleichen, rät Oelmann.

Eine andere Möglichkeit: Eigentümer können die Immobilie verkaufen – ohne Leibrente. Denn ein schlechtes Szenario wäre beispielsweise, wenn die Leibrente zwar aus einem finanziellen Engpass hilft, der Rentner ein paar Jahre später aber aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in seinem Haus wohnen kann. „Damit wäre der Sinn und Zweck der Leibrente nicht mehr gegeben“, sagt Oelmann.

Eher ein Nischenprodukt

Abgesehen davon ist es derzeit schwierig, ein Leibrenten-Angebot zu finden. „Banken oder Sparkassen, die reine Leibrenten-Modelle in Deutschland anbieten, sind uns derzeit nicht bekannt“, sagt Stefan Marotzke vom Deutschen Sparkassenund Giroverband. Jedoch gebe es einige Angebote freier Finanzdienstleister. Für ihn ist daher klar: Bei der Leibrente handele es sich eher um ein Nischenprodukt.


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