Bei Sanierung Schutz nachrüsten

(dpa/tmn) Wenn Wassermassen urplötzlich durch die Straßen und Gärten pressen, haben viele Hausbesitzer kaum eine Chance, ihr Gebäude davor abzusichern. Doch es gibt kleine bauliche Vorsorgetricks ohne allzu hohe Kosten, um sich vor unerwarteten Wassereinbrüchen zumindest besser zu schützen. Häuser entsprechend zu überprüfen, empfiehlt jetzt Paul Becker, Vizepräsident des Deutschen Wetterdienstes: „Wir können nicht davon ausgehen, dass die Infrastruktur das immer bewältigen kann“, sagt er.

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Die dunklen Wolken verkünden das Drama: Fällt innerhalb weniger Stunden mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter, kommt es oft zu Überschwemmungen. So viel kann kein Boden und keine Kanalisation aufnehmen. Archivbild: dpa/Armin Weigel

Lokal begrenzte Starkregen sind gnadenlos: Im Frühjahr 2016 fielen in Bayern ortsweise innerhalb von weniger als sechs Stunden örtlich mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter. So viel kann weder der Boden noch die Kanalisation aufnehmen. Straßen werden geflutet, Keller und sogar Erdgeschosse laufen voll.

Bauliche Vorsorge

Während Gebäude an Flüssen und in hochwassergefährdeten Gebieten einen besseren Hochwasserschutz haben, kann Starkregen auch dort für Schäden sorgen, wo keiner mit Wassermassen rechnet. Aber: Bauliche Vorsorge auch an solchen Gebäuden kann im Ernstfall helfen – wenigstens etwas und vor allem dann, wenn nur wenige Zentimeter das Grundstück fluten. Das müssen gar nicht besonders teure, aufwendige Installationen sein. Schon Kleinigkeiten helfen.

Installiert man die Fenster nicht wie üblicherweise mit der Öffnungsrichtung nach innen, sondern so, dass sie sich nach außen gerichtet öffnen, bleiben sie bei Hochwasser länger dicht, erklärt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn. Der Druck des Wassers wirkt auch von außen und sorgt dann dafür, dass der Fensterflügel in die Dichtung einschlägt.

Wir können nicht davon ausgehen, dass die Infrastruktur das immer bewältigen kann. Paul Becker, Vizepräsident des Deutschen Wetterdienstes

Ein Problem sind ebenerdige Hauseingänge, Kellerfenster und Lichtschächte. Hier helfen Schwellen oder Abdeckungen. Immerhin eine kleine Hürde sind Mauern vor Lichtschächten. „Man muss einfach mal um das Haus herumlaufen und mit gesundem Menschenverstand schauen: Wo könnte das Wasser eindringen?“, sagt Werner Weigl, Vorstandsmitglied in der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. Er plädiert dafür, bei Renovierungen, die in Richtung Barrierefreiheit gehen, gerade auch auf den Hochwasser- und Regenschutz am Haus zu achten. Wo Schwellen abgebaut werden, kann es zu anderen Problemen kommen.

Das Wasser kann aber auch auf eine Weise eindringen, die man vielleicht nicht erwartet: Wenn die Straßenkanalisation überfordert ist, drückt sich das Wasser von unten durch die Abflüsse und Sanitäranlagen ins Haus. Hier helfen Rückstaumaßnahmen, die in einigen Fällen inzwischen sogar vorgeschrieben sind. Teils befinden sich Klappen im Anschluss an das Kanalnetz. Teils können sie aber auch direkt in den Hausinstallationen sitzen. So lassen sich einzelne Klappen, zum Beispiel für Kellerwaschbecken, im Siphon nachrüsten.

Klappen für die Rohre

Die Ingenieurkammer Rheinland-Pfalz rät zu verschiedenen Klappen für verschiedene Rohre. Wo nur Regenwasser eindringen kann, reiche eine normale Klappe, die sich allein durch den Wasserdruck öffnet und schließt. Für Schmutz wasser mit Fäkalien ist eine motorbetriebene Klappe gut, denn sie schließt im Ernstfall absolut dicht. Bei Toiletten und Abflüssen, die tiefer liegen als das Straßenniveau, helfen Pumpen und Leitungen, die in einer Rückstauschleife gelegt sind, erklärt das BBK. Sie führen das Wasser in Richtung Kanal ab. Regelmäßige Wartung sei wichtig, betont Experte Weigl.


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