Belastungsprobe für Deckenboden

Haben Mieter schwere Einrichtungsgegenstände, sollten sie die Belastbarkeit ihres Fußbodens hinterfragen: Große Aquarien, ein mächtiges Klavier oder das Wasserbett können unter Umständen zu schwer für die Wohnung sein. Wie findet man das heraus?

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Ein Flügel wiegt bis zu 600 Kilogramm, ein Spieler käme noch dazu – ganz schön viel Gewicht konzentriert an einer Stelle. Bild: Franziska Gabbert/dpa-tmn

Berlin/Düsseldorf. (dpa/tmn) Ein Wasserbett, eine Bibliothek, ein Flügel und Aquarien – wann sind sie zu schwer für den Deckenboden? Gerade in Altbauten kann die niedrige Traglast ein Problem sein. Vorsicht ist daher vor allem dort geboten, wo keine Bauunterlagen mehr vorhanden sind, aus denen die ursprüngliche Statik hervorgeht.

Decken und Tragwerke im Hochbau werden nach einer Norm berechnet. Diese schreibt für Wohngebäude eine Nutzbeziehungsweise Verkehrslast durch Möbel und Menschen von 150 bis 200 Kilogramm pro Quadratmeter vor – gleichmäßig über die Fläche verteilt. „Man kann also davon ausgehen, dass die Bausubstanz auch schwere Lasten trägt“, sagt Florian Becker vom Bauherren-Schutzbund in Berlin. Bei alten Gebäuden kann das anders aussehen.

Die Holzbalkendecke war Standard in Wohnhäusern bis in die 1950er-Jahre. In der Nachkriegszeit wurde zwar schon der etwas stärkere Beton verbaut, aber mit anderen Materialstärken. „Da gab es Deckenstärken von 12 bis 14 Zentimetern, heute sind sie mit 18 bis 20 Zentimetern deutlich robuster“, erklärt Heinrich Bökamp, Präsident der Ingenieurkammer-Bau Nordrhein-Westfalen.

Aufpassen beim Einzug

Da man die Decke meist nicht öffnet, um nachzuschauen, was verbaut worden ist, hilft ein Blick in die Bauunterlagen oder gegebenenfalls die Expertise eines Fachmanns. Mieter sollten sich dafür an ihren Vermieter wenden. Das Gewicht eines Möbels lässt sich berechnen oder etwa bei Musikinstrumenten beim Hersteller erfragen.

Als Beispiel das Klavier: „Das sind meist 300 bis 350 Kilogramm, bei Flügeln bis zu 600 Kilogramm“, weiß Marc Ellinger vom Verband Privater Bauherren. Dazu kommt für die Rechnung das Gewicht des Pianisten. Da die Eigenlast des Instruments aber über drei Füße abgeht, verteilt sie sich über Deckenboden und angrenzende Wände, sofern es in einer Raumecke aufgestellt wird. Aufpassen muss man nur beim Einzug: „Der Moment des Hereintragens ist der mit der größten Belastung, da stehen noch drei bis vier Möbelpacker im Umfeld des Klaviers“, so Ellinger.

Auch für andere Gegenstände gibt es Entwarnung. „Als Faustformel rechnet man, dass ein Quadratmeter Bücher, einreihig im Regal, etwa 80 Kilogramm wiegen“, erklärt Reiner Wild vom Berliner Mieterverein. Selbst, wenn es mehr ist: „Wenn die Regale an der Wand befestigt sind, ist dies unproblematisch. Der Boden wird hierdurch entlastet.“ Nur wer eine private Bibliothek plant, deren Regale in mehreren Reihen quer durch den Raum aufgestellt werden, riskiert eine zu große Last auf dem Deckenboden.

Selbst ein 400-Liter-Aquarium kann in einem normalen, statisch unauffälligen Wohngebäude im zweiten Stock stehen – solange es das einzige Aquarium im Raum ist. „Wer Fischfanatiker ist und in einem Raum zehn Aquarien aufstellen will, sollte darüber nachdenken, ob nicht die Traglast überschritten ist“, sagt Wild. Grundsätzlich lässt sich sagen: Die Frage, ob die Statik ausreicht, stellt sich vor allem bei Einrichtung mit einem Gesamtgewicht ab 500 Kilogramm.

Traglast schnell überschritten

Bei einem Wasserbett ist eine Traglast von 150 Kilogramm pro Quadratmeter schnell überschritten. „Eine 15 Zentimeter hohe Wassersäule wiegt schon 150 Kilogramm. Da Wasserbetten oft deutlich höher sind – etwa 35 bis 40 Zentimeter – steht mehr als die doppelte Verkehrslast auf der Decke“, erklärt Bökamp. Hinzu kommt, dass sie als Doppelbetten mit Größen von bis zu zwei mal zwei Metern geplant werden. Vier Quadratmeter, die den Boden beschweren. Der Experte sagt daher: „Wasserbetten haben schon einige Bewohner überrascht.“ Insbesondere auf Holzbalkendecken, hierfür sind sie nicht ausgelegt.

Erste Anzeichen, ob die Traglast für den Einrichtungsgegenstand ausreicht, erkennt man Verformungen des Deckenbodens. Als zusätzlichen Tipp empfiehlt Ellinger eine Schwingprobe: Mit dem Körper auf einer Stelle des Deckenbodens hin- und herwippen. Ist die darauf folgende Schwingung unter den Füßen stark spürbar, kann sie darauf hinweisen, dass die Fläche wenig belastbar ist. Auch eine erhöhte Rissbildung an den Wänden sollte warnen. Zudem kann sein, dass die Statik der Räume durch Baumaßnahmen gelitten hat – und diese anfälliger sind für schwere Gewichte.


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