Böse Überraschung im Frühling

Es braucht eine Weile, bis Schimmelpilze wachsen. Daher findet man sie besonders häufig beim Frühjahrsputz. Über die Wintermonate konnten sie sich hinter Schränken, unter Vorhängen und in unbewohnten Zimmer bilden – schuld daran war oft falsches Heizen. Was nun?

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Durch Duschen, Kochen und vor allem Wäschetrocknen in den Räumen entsteht Feuchtigkeit. Diese ist kann Schimmelflecken verursachen, die sich oft an Fenstern zeigen. Bilder: Christin Klose/dpa-tmn (links)/ Andrea Warnecke/dpa-tmn

Dessau-Roßlau/Berlin. (dpa/tmn) Üble Entdeckung beim Putzen: An der Wand hinter dem großen Schrank hat sich ein großer Schimmelfleck gebildet. Im vergangenen Herbst war davon noch nichts zu sehen – Schimmelpilze entstehen oftmals im Winter.

Oberflächliche, kleinere Flecken lassen sich erst mal problemlos entfernen – mit einem Spiritus getränkten Wischlappen, erklärt Heinz-Jörn Moriske vom Umweltbundesamt. Letztlich muss man die Ursachen des Schimmels beseitigen. Damit der Pilz nicht wiederkommt und langfristig echte Schäden verursacht.

Zu hohe Feuchtigkeit

„Die Hauptursache ist zu hohe Feuchtigkeit in den Räumen“, erklärt Moriske. Feuchtigkeit entsteht beim Duschen, Kochen, Wäscheaufhängen und durch Atmen und Schwitzen der Bewohner. In einem Zwei- bis DreiPersonen-Haushalt wird täglich im Schnitt ein Eimer voll Wasser als Dampf in der Raumluft verteilt. Moriske: „Wird diese Feuchtigkeit nicht abtransportiert, setzt sie sich in Ecken und an Wänden ab, und es kann Schimmel entstehen.“

„Auch zu niedrige Zimmertemperaturen begünstigen Schimmelpilzbildung“, sagt Corinna Kodim vom Eigentümerverband Haus & Grund Deutschland. Ein Beispiel: Oft wird das Schlafzimmer schlecht beheizt. Durch die geöffnete Tür kann wärmere feuchte Luft aus der restlichen Wohnung hineinströmen und an kalten Wänden kondensieren. „Wir empfehlen eine Raumtemperatur von 19 bis 22 Grad in der Wohnung. Im Schlafzimmer dürfen es auch schon mal 17 bis 18 Grad sein“, sagt Kodim. Wer bei geschlossenen Fenstern schläft, muss das Schlafzimmer morgens sofort und gründlich lüften.

 

Wird Feuchtigkeit nicht abtransportiert, setzt sie sich in Ecken und an Wänden ab, und es kann Schimmel entstehen

Heinz-Jörn Moriske, Umweltbundesamt

 

Eine weitere Ursache für Schimmelbildung sind oft Wärmebrücken. „An diesen Stellen wird die Wärme besonders schnell nach außen abgeleitet. Sie sind daher an der Rauminnenseite immer kälter“, erläutert Norman-Marcel Dietz, Berater im Regionalbüro Hildesheim des Verbands Privater Bauherren. „Die warme Raumluft, die grundsätzlich einen höheren Wasserdampfgehalt aufnehmen kann, kühlt sich dann schneller ab.“ Dann kann Schimmel entstehen. Solche Probleme treten oft im Altbau auf – überwiegend nach dem Austausch alter Fenster.

Damit im nächsten Winter nicht wieder diese Probleme auftreten, sollen Bewohner handeln: „Zunächst sollte nach baulichen Mängeln Ausschau gehalten werden“, rät Kodim. Gibt es Wärmebrücken durch ungleichmäßige Dämmung der Außenwände? Hat das Mauerwerk Risse? Ist das Dach undicht? Schimmelpilz- und Feuchtigkeitsschäden tauchen nicht unbedingt an den Stellen auf, wo sie verursacht werden. „Zum Beispiel kann sich an ungedämmten innenliegenden Regenrohrleitungen bei entsprechender Witterung Kondensat bilden und die angrenzende Wand oder Decke durchfeuchten“, erklärt Kodim. Dann sollte man erst das Regenrohr dämmen und dann die beschädigte Wand austauschen.

Zwei- bis dreimal täglich

Es gibt einfache Mittel, durch welche die Feuchtigkeit in der Wohnung langsam abtrocknet. „Mit natürlichen Wandfarben oder Lehmputzen ist schon einiges gewonnen. Auch Vorhänge, Kissen, Teppiche, Tischdecken oder Stoffsofas können Feuchtigkeit zeitweilig zwischenspeichern“, erklärt Kodim. Sie ersetzen das Lüften aber nicht. Zudem kann es helfen, größere Möbel nicht direkt an die kalten Außenwände zu stellen, empfiehlt Moriske.

Viel hängt vom eigenen Verhalten ab. Bewohner sollten die Temperatur im Raum kontrollieren und zwei- bis dreimal täglich Stoßlüften. Dietz rät, nicht zu wenig zu heizen und eine dauerhafte Kipplüftung zu vermeiden. 

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Maximal 60 Prozent Feuchtigkeit sollte die Luft in Wohnräumen haben. Bild: Robert Günther/dpa-tmn


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