Fröhliche Farben statt tristes Grau

Durch farbenfrohe Gassen bummeln, macht im Urlaub richtig Spaß. Wer südliches Flair auf die heimische Hausfassade bringen will, hat vielerorts schlechte Karten.

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Bunte Häuser sind selten: Denn wer Farbe an der Fassade will, muss etliche Vorgaben beachten. Bild: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-tmn

Iserlohn. (dpa/tmn) Frühlingsgrün, Sonnengelb oder Schweinchenrosa: Ein farbiger Anstrich würde so manche Hausfassade aufpeppen. Trotzdem sind bunte Häuser selten. Den Eigentümern fehlt es nicht an Kreativität. Mit den üblichen Weiß- und Grautönen gehen sie auf Nummer sicher. Denn wer Farbe will, muss etliche Vorgaben beachten – diese reichen vom Baugesetzbuch über kommunale Gestaltungssatzungen bis zum Bauträgervertrag. „Darin wird möglicherweise schon eine Farbpalette angegeben“, erläutert Andrea Blömer, Beraterin des Verbands Privater Bauherren (VPB) im Regionalbüro Iserlohn.

Aus der vorgegebenen Palette können angehende Eigentümer auswählen. Manche Farben sind gegen Aufpreis möglich. Ähnliches gilt für Fensterrahmen und Fensterbänke. Blömer: „Gucken Sie, ob der Standard weiß ist und welcher Mehrpreis auf einen zukommt.“ Bauherren sollten ihre Entscheidung frühzeitig treffen, weil die Farbwahl die Untergrundkonstruktion der Außenwand beeinflussen kann. Dieser Aspekt sei besonders bei dunklen Tönen wichtig, damit die gepinselte Fläche lange rissfrei und ansehnlich bleibe.

„Keine Verschandelung“

Bauträger wie Architekten achten auf ein harmonisches Gesamtbild des Hauses, das sich in die Umgebung einfügt. Das verlangen die Muster- und die Landes-Bauordnungen. Davon gibt es zwar 16 verschiedene, aber alle kennen die Maßgabe „keine Verschandelung“ von Straßen- und Ortsbild. Diese Regel bezieht sich auf die Farbe, aber auch auf das Fassaden-Material, erläutert Barbara Christiane Schlesinger von der Bundesarchitektenkammer (BAK).

Beispiele typischer Optiken sind die roten Klinkerwände in Norddeutschland, heller Rauputz weiter südlich oder Holz in der Alpenregion. Dort könnte ein ziegelroter Holzbau deplatziert wirken. Ganz anders als in Skandinavien, wo rote Hütten oft Landschaften prägen.

Vielerorts bestimmen Kommunen in einer Satzung Details zu Werkstoffen und Farben. Diese Vorgaben gelten ausschließlich in dieser Gemeinde. „Im Nachbarort kann etwas ganz anderes erlaubt sein“, erläutert Wolfgang Szubin, Architekt und Präsidiumsmitglied im Verband Wohneigentum. Manchmal spiegeln auch Bebauungspläne die örtlichen Gepflogenheiten wieder. Szubin empfiehlt, vor dem Malerauftrag die Gestaltungssatzung und den Bebauungsplan zu lesen. Der Traum vom himmelblauen Häuschen hat sich dann womöglich schnell erledigt. Im schlimmsten Fall erspart dies teures Übertünchen. Bei alten Häusern sind Auflagen des Denkmalschutzes zu beachten. Szubin: Klären, wo das Objekt steht und dann loslegen. Hilfreich sei, die Farbwahl mit dem Maler zu besprechen.

In großen Wohnanlagen herrschen Weiß und Grau vor, ältere Blöcke präsentieren sich ab und zu noch in Beige-braun.„Depressiv“, nennt das der Rosenheimer Hausverwalter Martin Metzger spöttisch. Er ist Vorstandsmitglied des Bundesfachverbands der Immobilienverwalter (BVI) und kann persönlich bunten Fassaden viel abgewinnen.

Konfliktfreie Lösung

Beruflich orientiert sich Metzger an dem, was er als „ein bisschen unauffällig“ bezeichnet. Das sind die Klassiker oder eben die Farbe, welche die Außenhülle bereits trägt. In Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG) sei dies die einfachste, weil konfliktfreie Lösung. „Alte Farbe runter und Schutzanstrich erneuern“, lautet seine Maxime. Dagegen sei „jedes Farbkonzept eine bauliche Veränderung nach Paragraf 22 WEG-Gesetz, und dem müssen alle Eigentümer zustimmen“. Rein rechtlich reiche für einen Farbwechsel-Beschluss die einfache Mehrheit der WEG-Versammlung. Faktisch könne aber jeder Eigentümer hinterher sein Veto einlegen, weil er sich „gestört“ fühle und um den Wert seines Eigentums fürchte. Das Risiko gehen Verwalter meistens nicht ein. Am Ende zählt der kleinste gemeinsame Nenner.

Schlossallee oder Turmstraße

Bei Anlagen von Wohnungsgesellschaften ist das anders: Sie nutzen oft aufwendige Konzepte, um monotone Wohnblöcke aufzulockern – etwa mit bunten Balkonen. Mieter haben weder ein Mitspracherecht bei der Farbwahl, noch dürfen sie Außenfassaden selbst anpinseln. „Mieter haben auch kein Recht, selbst Balkone, Geländer oder Teile der Fassade farblich zu gestalten“, erläutert Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund.

Grundsätzlich müsse sich der Vermieter kümmern – etwa Balkone streichen oder Fassaden ausbessern. Konkrete Fristen gibt es aber nicht. Wie aufwendig und oft gemalert wird, hängt Ropertz zufolge von der Wohnlage und der Miete ab. Wer in der Schlossallee lebt, habe eher Anspruch auf Sanierung oder Renovierung von Fassade, Balkon und Treppenhaus als Mieter in der Turmstraße.


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