Lange hieß es, wer im Winter mit dem Hausbau anfängt, kann sparen. Das ist laut Bauexperten nicht mehr so. Dafür drohen unter Umständen Schwierigkeiten mit der Witterung.
Nicht immer muss der Hausbau bei schlechter Witterung im Winter stoppen. Aber tiefe Minusgrade können Auswirkungen auf die Baustoffe haben. Symbolbild: Andrea Warnecke/dpa
Berlin/Freiburg. (dpa) Die Winterruhe auf dem Bau gehört weitgehend der Vergangenheit an. Bauunternehmen arbeiten heute das ganze Jahr hindurch, denn schließlich ist Zeit Geld und auch die Bauherren machen oft Druck. Sie wollen schnell in ihr neues Heim einziehen, selbst in der kalten Jahreszeit. Doch Sachverständige für Baumängel halten nicht viel davon. „Wer baut, wenn es draußen zu kalt oder zu nass ist, macht sich die Physik zum Feind“, sagt Stefan Würzner vom Bauherren-Schutzbund. Fällt die Temperatur auf der Baustelle auf unter fünf Grad, verändern sich die Eigenschaften von allen Baustoffen, die einen erheblichen Wasseranteil haben. Dazu zählen Mörtel, Putz oder Kleber. Sie halten dann nicht mehr gut, das Mauerwerk kann instabil werden und Risse bekommen. So kann schon ein Rohbau zum Totalschaden werden. „Schon bei den Erdarbeiten auf der Baustelle sollte es dauerhaft frostfrei sein“, ergänzt Marc Ellinger vom Verband Privater Bauherren (VPB). Sonst kann das Wasser im Erdreich zu Eis gefrieren und durch seine Ausdehnung eine Baugrube zum Einsturz bringen. Aus diesem Grund bietet sich ein Baubeginn im Frühjahr, wenn die Frostperiode vorbei und die Gefahr ausgedehnter Regenfälle geringer ist, eher an. „Zu diesem Zeitpunkt muss man nicht mehr fürchten, dass der Mörtel wegfriert“, sagt Würzner.
Wertvolles Zeitpolster schaffen
Die Arbeiten am Gebäudekörper können so im Frühsommer anlaufen, spätestens im Herbst müsste dann der Rohbau mit der Bedachung stehen. Dadurch verschaffen sich Bauherren und Handwerker ein wertvolles Zeitpolster bis zum nächsten Winter, sagt Ellinger: „Wenn die Gebäudehülle erst einmal dicht ist, ist man flexibler beim Innenausbau.“ In einem Haus ohne Heizung kann solange witterungsgeschützt gearbeitet werden, bis es wieder frostig wird. Die kalte Jahreszeit und regelmäßige Regenfälle erschweren auch das Trocknen des Hauses. Denn durch die wassertragenden Materialien wie Beton und Mörtel kommt viel Feuchtigkeit in das Gebäude und diese muss wegtrocknen können, sonst droht Schimmel in Mauern oder Fundamenten. Deswegen bietet sich auch für diesen Bauabschnitt an, ihn in eine wärmere Jahreszeit zu legen. Bauberater Stefan Würzner erklärt: „Je wärmer die Temperaturen sind, desto mehr Wasser kann die Luft aufnehmen; je kälter es ist, desto weniger.“ Trotz dieser Umstände galt ein Baubeginn im Winter lange Zeit als Geheimtipp, weil dann Hoch- und Tiefbaufirmen weniger ausgelastet und damit günstiger sein sollen. Für Bauexperte Marc Ellinger ist das inzwischen „Wunschdenken“: „Angesichts der aktuellen Nachfrage haben diese Unternehmen auch im Winter ausreichend zu tun.“ Zudem nutzten viele Firmen die Wintersaison, um die seit dem Sommer prall gefüllten Arbeitszeitkonten ihrer Mitarbeiter durch Freizeit abzubauen.
„Wer baut, wenn es draußen zu kalt oder zu nass ist, macht sich die Physik zum Feind.“
Stefan Würzner, Bauherren-Schutzbund
Lieferprobleme bei Baustoffen
Aber der Bauboom macht derzeit einen Baubeginn im Frühjahr auch zur planerischen Herausforderung: „Da zu diesem Zeitpunkt viele Bauprojekte anlaufen, sind Handwerksbetriebe stark ausgelastet und müssen frühzeitig beauftragt werden“, so Würzner. Auch können die aktuellen Lieferprobleme bei Baustoffen ebenso wie Verzögerungen bei der Baugenehmigung oder Finanzierung den Zeitplan für ein Bauprojekt schnell ins Rutschen bringen. Stefan Würzner rät daher, in der Vorbereitung großzügige Zeitpuffer einzuplanen. Wer erst im Hochsommer oder Herbst mit seinem Bau beginnt, dem droht letztlich unter Umständen ein Wettlauf gegen die nahende Frostperiode. Und wer diesen Wettlauf verliert, muss seine Baustelle aufwendig winterfest machen, um Frostschäden am Rohbau zu verhindern. Einfacher haben es Bauherren in Regionen mit relativ milden Wintern, sie können praktisch das ganze Jahr über den ersten Spatenstich für ihr Haus setzen. Eine Alternative für alle ist ein Fertighaus. Da die Fachfirmen die Bauteile in einer Fabrik vorfertigen, brauchen sie nur wenige Tage am Bauplatz, um das Haus regendicht und wärmegedämmt aufzubauen. Aber auch hier ist Vorbereitung mit viel zeitlichem Puffer wichtig: „Zwischen der Bestellung und der Lieferung eines Fertighauses muss man etwa ein Jahr einplanen“, sagt Fabian Tews vom Bundesverband Deutscher Fertigbau.
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