Kochen und wohlfühlen am Lebensabend

Die Küche ist das Herz vieler Wohnungen – auch bei Älteren. Doch was, wenn im Alter das Kochen schwerfällt? Wie lässt sich eine Küche umbauen? Worauf kommt es besonders an? Und wer bezahlt dafür?

121122472.jpg

Die Küche ist das Herz vieler Wohnungen. Mit der richtigen Einrichtung bleibt das auch im Alter so.

Bild: AMK/dpa-tmn

Wetter/Bad Honnef. (dpa/tmn) Bücken, langes Stehen oder Hantieren über dem Kopf – das kann im Alter schon mal schwerfallen. „Für Senioren mit Gelenkbeschwerden ist manches davon sogar unmöglich“, sagt Michael Hubert von der Agentur Barrierefrei NRW. Deshalb kann es spätestens im Alter sinnvoll sein, die Küche so umzubauen, dass sie zum eingeschränkten Bewegungs-Repertoire passt. Das fängt schon damit an, dass man Hindernisse aus dem Weg räumt. „Gerade in der Küche ist es ganz wichtig, dass man genug Platz hat, um sich mit seinem Rollstuhl oder Rollator zu bewegen“, sagt Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie.

Ideal ist für Ältere eine Arbeitsfläche, die bereits auf die Sitzhöhe angepasst ist. Bei der Spüle und den Arbeitsplatten beispielsweise lassen sich zudem die Unterschränke entfernen – so hat darunter ein Rollstuhl Platz. „Das Schöne an der Küche ist, dass keine vorgefertigten Setups die Gestaltung einschränken“, sagt Volker Irle, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft „Die Moderne Küche“. Wer seine Kochgelegenheit umoder neu baut, hat daher alle Möglichkeiten: Statt Rollator lassen sich etwa Stehhilfen einbauen. Elektrisch höhenverstellbare Arbeitsflächen oder Küchentische erleichtern das Leben.

Wer keine Gläser oder Teller mehr aus dem obersten Fach des Hängeschranks angeln will, montiert den Schrank entweder tiefer oder füllt nur das untere Fach mit dem Nötigsten. Bei tiefen Schränken sind kleine Podeste möglich, die wie eine Leiter beim Aufstieg helfen. Gut für Senioren geeignet sind auch Scharniersysteme, die sich aus Hängeschränken herunterziehen lassen. „Das braucht allerdings etwas Kraft und Bewegungssicherheit“, sagt Hubert.

Für ausreichend Licht sorgen

Sicht und Orientierung spielen in der seniorengerechten Küche ebenfalls eine große Rolle. „Arbeitsflächen in der Küche müssen gut ausgeleuchtet sein. Man kann eigentlich nicht zu viel Licht haben“, sagt Hubert. Bedienelemente sollten möglichst kontrastreich, Zahlen eindeutig und groß sein. Die ideale Kochfeld-Form sind vier Herdplatten nebeneinander, rät Geisman. Das verringert die Verbrennungsgefahr. Sie plädiert darüber hinaus für das Zwei-Sinne-Prinzip, also für Küchengeräte, die optisch und akustisch zugleich vor Gefahren warnen. Mit einem sogenannten Herdwächter – einem kleinen Sensor, der über dem Herd angebracht wird – lässt sich das Prinzip für relativ wenig Geld auch in bestehende Küchen integrieren.

Kräfteschonend arbeiten

Wer will, kann seine neue Küche mit entsprechender Technik zudem „smart“, also intelligent gestalten. „Dann erkennt die Dunstabzugshaube, was gekocht wird, und stellt sich entsprechend ein“, erklärt Irle. Theoretisch geht das bis zum vollständigen Kochprogramm: Der Herd weiß, wann das Gericht gekocht oder nur noch warmgehalten werden muss und schaltet sich aus, falls man die Suppe vergisst.

Die Experten empfehlen weiter, ergonomisch und kräfteschonend zu arbeiten sowie möglichst kurze Wege zu schaffen. Offene Wohnküchen, wie sie heutzutage zunehmend verbaut sind, können da ein Vorteil sein. „Das eröffnet zudem ganz andere Freiheiten in der Umgestaltung“, sagt Irle.

Generell gilt beim Thema Geld: Die Pflegekasse steuert bis zu 4000 Euro für Umbaumaßnahmen bei, wenn man einen Pflegegrad nachweisen kann. Die KfW-Bank bietet zinsgünstige Kredite, erklären die Experten. Mieter aber sollten ihren Vermieter hinzuziehen. Er muss einem Umbau zustimmen.


Bitte stimmen Sie der Einwilligung zu.