Kuschelsofa bekommt Lücken

(dpa/tmn) Mut zur Lücke – das ist bei Sofas ein neuer Trend. „Teils sieht es aus, als wären die Sofas aufgeschnitten worden“, findet die Trendanalystin Gabriela Kaiser. So fehlt zum Beispiel in einem Dreireiher in der Mitte die Lehne – und der Sitzplatz wird optisch zum Hocker gemacht. Das lässt Sofas filigraner und leichter wirken, wie auf der Internationalen Möbelmesse IMM Cologne deutlich wurde. Und es hat einen praktischen Vorteil: So lassen sich die Sitzmöbel von beiden Seiten nutzen.

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Hug von Indera ist ein nach zwei Seiten ausgerichtetes Sofa. Die fehlende Armlehne an der Seite ermöglicht das direkten Anbinden eines Beistelltisches. Bild: Indera/dpa-tmn

Die variable Couch wird noch erweitert: MDF Italia zum Beispiel ergänzt sein Sofa Cosy in einer Beispiel-Wohnwelt um ein paar Hocker, was aus der einstigen Liegelandschaft eine flexibel wandelbare Lounge-Ecke macht. Dieses Loch in der Mitte sieht man auch auf andere Weise häufig: Die Rückenlehne ist bei vielen Sofas tiefer gesetzt, davor stützen große, kuschelige Kissen den Körper ab. Statt einer durchgängigen Kissenfront werden zum Beispiel nur noch zwei große eingesetzt – mit einer Lücke dazwischen. Hersteller COR etwa betont diesen Einschnitt optisch sogar noch mit plastisch wirkenden Ziernähten.

Sessel wachsen zusammen

Optisch wachsen hingegen in manchen Fällen die Sessel zusammen: Zum Beispiel fehlen schon mal dem einen auf der linken, dem anderen auf der rechten Seite die Armlehnen – was dafür sorgt, dass man die zwei Einzelmöbel rasch zu einem kleinen Sofa zusammenschieben kann, wenn man mit dem Sitznachbarn kuscheln möchte.

Wir haben Kunden, die ihr Sofa im Winter um den Ofen ausrichten und im Sommer es dann zum Garten hin umbauen. Patrick Michils, Sofahersteller Indera

Die an einer Seite fehlende Armlehne – sei es am Sessel oder SofaEnde – hat noch einen Vorteil: Ein Beistelltisch lässt sich direkt anschließen. Manche Sofas haben sogar an dieser Stelle einen festen Regaltisch. Dieser findet sich manchmal aber auch in dieser Lücke in der Couchmitte.

Höhen variieren

Es wirkt fast so, als ob die Möbeldesigner im Moment jedes Element am Sofa neu überdenken. „Gerade auch die Spielereien mit Sitztiefe werden weiter ausgereizt“, berichtet Trendanalystin Kaiser.

Auch die Höhen variieren zunehmend. Und das teils auf Kundenwunsch: Wie die Designerin Pauline Junglas vom Sofahersteller Bretz berichtet, gab es ausdrückliche Wünsche nach einer etwas höheren Sitzgelegenheit. Entstanden ist „Croissant“ mit 45 Zentimetern Sitzhöhe und 64 Zentimetern Sitztiefe.

„Wichtig ist den Kunden inzwischen auch Modularität und Flexibilität“, ergänzt Junglas. So wünschten sich viele etwa bei einem Umzug, dass sich die teuer erstandenen SofaLandschaften der neuen Wohnung anpassen lassen. Aber nicht erst dann: „Wir haben Kunden, die ihr Sofa im Winter um den Ofen ausrichten und im Sommer es dann zum Garten hin umbauen“, berichtet Patrick Michils vom Sofahersteller Indera. Das Unternehmen bringt daher mit Hug eine Variante auf den Markt, die gleich nach zwei Seiten Sitzgelegenheiten bietet.

Daybetten waren zuletzt ein großer Trend der Sofa-Branche. Doch sie verschwinden wieder, prognostiziert Kaiser. „Die Liegemöbel werden wieder ins Sofa integriert.“ Das hat seine Gründe, erläutert die Trendanalystin: „Das Lümmeln und das Sitzen hat viele Facetten. Wenn man normal sitzt, sollte es aufrechter sein. Will man aber etwa lesen, begibt man sich gerne eine Ebene tiefer – ins Liegen.“ Für reine Daybetten neben einem Sofa haben aber die wenigsten Menschen Platz in der Wohnung. Daher kommen die Hersteller zurück zur Kombination, vermutet die Wohnexpertin.

Mini-Möbel

Und wenn es noch eine extra Sitzgelegenheit sein soll, kommen kleine Sessel hinzu. Viele Firmen bringen Mini-Möbel heraus, die sich wie kleine Hocker schnell, einfach und platzsparend bewegen und einsetzen lassen. „Für kleine Wohnungen sind die kleinen Sessel auch die Alternative zum Sofa. Gerade im Single-Haushalt braucht man nicht mehr“, so Kaiser.


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