Lieferschwierigkeiten: Wie komme ich rechtzeitig an neue Möbel?

Wer gerade ein Sofa, einen Schrank oder eine Küche kaufen will, braucht Flexibilität. Es kann vorkommen, dass der Liefertermin sich mehrfach verschiebt. Das liegt an hoher Nachfrage – und Corona. 

Umgezogen, neue Möbel bestellt – und nichts kommt. Die Möbelindustrie muss aktuell mit Lieferengpässen kämpfen. Bild: Uwe Umstätter/Westend61/dpa

Köln. (dpa) Der Kauf einer neuen Küche will gut geplant sein: Die alten Möbel und Geräte müssen raus, die neuen sollten zeitlich passend eintreffen. Gelingt das nicht, wird es im Alltag schwierig – wo soll nun das Essen zubereitet werden? Aber genau solche Probleme können aktuell vorkommen. Die Branche hat Lieferschwierigkeiten. Und das ist nicht alles: In den kommenden Wochen und Monaten drohen höhere Preise für Möbel aller Art.

■ Warum gibt es diese Probleme?

Die Versorgungsengpässe gehen etwa noch auf heruntergefahrene Produktionen bei Grundstoffen zu Beginn der Corona-Pandemie zurück. Aber auch die stark gestiegene weltweite Nachfrage bei Baustoffen wie Holz ist ein Grund. Und die internationale Logistik hat noch immer knappe Kapazitäten. Auswirkungen haben zudem hohe Corona- Fallzahlen und Quarantänen für die Belegschaft ganzer Werke in Osteuropa, wo Möbel oder Möbelteile auch für den deutschen Markt produziert werden, wie Markus Meyer erklärt. Er ist Präsidiumssprecher des Handelsverbands Möbel und Küchen (BVDM). Auch die Corona- Beschränkungen vom Winter 2020/ 21 wirken noch nach: Die Möbelgeschäfte waren lange geschlossen, die Kunden holen nun ihre Käufe nach – man wartet also länger auf Waren und deren Montage zu Hause.

■ Welche Produkte sind betroffen?

 „Das ändert sich teils von Woche zu Woche“, sagt Markus Meyer. Je nachdem, welches Problem bei der Beschaffung gerade akuter ist, kann mal nur ein Beschlag oder ein anderes kleines Bauteil fehlen. Weshalb die ansonst fertigen Möbel beim Hersteller liegen bleiben. Ganz grundsätzlich gebe es weiterhin erhebliche Engpässe bei „vielen wichtigen Vormaterialien“, erklärte Jan Kurth, Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie (VDM), im Rahmen einer Pressekonferenz Ende August. Das betrifft Holz, Metallkomponenten wie Beschläge, Polsterschäume, Bezugsstoffe und elektronische Bauteile, dazu noch die Verpackungsmaterialien. Die Probleme treffen auch die Hausgeräte. Die Lage habe sich „dramatisch zugespitzt“, sagte Volker Klodwig, Vertriebsleiter Europa des großen Hausgeräteherstellers BSH Anfang September. „Wir werden uns in diesem Jahr, bis Anfang 2022 sicherlich, damit auseinander setzen müssen.“

■ Hat das Auswirkungen auf die Preise?

Das ist zu erwarten. Denn die Hersteller müssen stark in der Produktion draufzahlen: Laut VDM-Geschäftsführer Jan Kurth sind manche Materialien doppelt so teuer geworden als im Vorjahreszeitraum. „Es ist davon auszugehen, dass die höheren Produktionskosten in der Wertschöpfungskette weitergegeben werden müssen“, sagt der Industrievertreter. Noch seien die Preissteigerungen bei den Rohmaterialien nur in geringem Umfang eingepreist, doch dies werde sich wohl spätestens im vierten Quartal oder Anfang 2022 ändern. Der Möbel- und Küchenhandel berichtet schon von Preissteigerungen: „Wir haben bereits die zweite oder dritte Preisrunde in diesem Jahr, und das wird noch so weitergehen. Üblich ist eine Erhöhung im Jahr, um die Preise unter anderen der Inflation anzupassen“, erklärt BVDM-Präsidiumssprecher Markus Meyer.

 ■ Um wie viel länger muss man auf bestellte Möbel warten?

„Das ist leider das Problem: Wir können keine verlässlichen Angaben mehr machen“, sagt Meyer. Teils müssen Kunden mehrere Verschiebungen ihrer Liefertermine in Kauf nehmen. Aber im Schnitt halten sich die Verzögerungen laut VDM noch in Grenzen: Aktuell sei die durchschnittliche Lieferzeit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwei Wochen erhöht – auf nunmehr sechs bis acht Wochen. „Zudem gibt es Unterschiede zwischen einzelnen Produktgruppen und zwischen individuell geplanter und eher standardisierter Ware“, so Verbandsgeschäftsführer Jan Kurth. Die Liefersituation könnte sich noch einmal zuspitzen, blickt Kurth voraus. „Die umsatzstärksten Monate in der Möbelindustrie beginnen üblicherweise ab Oktober und haben ihren Höhepunkt in den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr. Aber auch November und Februar sind starke Möbelzeiten.“

 ■ Was tun?

Noch früher ordern – vor allem mit Blick auf das eben immer starke Weihnachts- und Wintergeschäft. Markus Meyer vom Handelsverband Möbel und Küchen rät: „Nicht erst wie sonst im Oktober fleißig bestellen, sondern in diesem Jahr sehr, sehr viel früher mit dem Kaufprozess beginnen.“ Das gilt gerade für große Möbelkombinationen mit Montageservice. Denn zum Jahresende könnte es auch schwierig werden, Monteure zu bekommen, selbst wenn die Möbel rechtzeitig lieferbar wären. „Einige unserer Hersteller – zum Beispiel aus der Küchenmöbelindustrie – bieten sogenannte Schnelllieferprogramme für einzelne Möbelmodelle an“, nennt VDM-Geschäftsführer Jan Kurth eine Möglichkeit für kurzfristige Bestellungen. Allerdings besteht das Angebot nur für einen kleinen Teil des Sortiments. Wer wegen eines Umzugs dringend neue Möbel braucht, kann vielleicht mit etwas Flexibilität Zeit für sich herausschlagen – und so auch noch dem Händler helfen: Etwa, indem man in Absprache mit dem Berater aus dem Handel, einzelne Komponenten austauscht. Oder man organisiert sich anders. „Aktuell fehlen uns 100000 Elektrogeräte, die nicht ausgeliefert werden können. Die Küchenmöbel stehen aber bereit“, sagt Markus Meyer. Es besteht in manchen Geschäften vielleicht die Möglichkeit, erst mal nur die Küchenmöbel aufbauen zu lassen und den alten Herd erst später gegen den neuen auszutauschen. 

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