Nicht kalt erwischen lassen

Mit dem Winter ist das so eine Sache: Ein Witterungseinbruch mit Schnee und tiefen Minusgraden kommt meist plötzlich – aber eben auch nie unvorhersehbar. So sollten Hausbesitzer schon jetzt ihre Immobilie vorbereiten.

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Wichtig, wenn der Winter kommt: alle Leitungen vom Haus in den Außenbereich und solche, die ganz im Freien verlaufen, entleeren und absperren. Bild: Silvia Marks/dpa-tmn

 

Köln/Frankfurt. (dpa/tmn) Ein Wintereinbruch ist eine harte Belastungsprobe für jede Immobilie. Schneemassen und langanhaltende Temperaturen im zweistelligen Minusbereich machen nicht nur der Außenhülle zu schaffen. Auch der Innenbereich kann Schaden nehmen, wenn Hausbesitzer ihre Immobilie nicht auf den Härtefall vorbereiten.

■ Schwachstelle 1: Das Dach

„Eine dicke Schneedecke kann nicht nur Dächer zum Einstürzen bringen“, erklärt Josef Rühle vom Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks in Köln. Daher sollten Hausbesitzer die maximale Traglast ihres Dachs kennen. Die zulässige Schneelast ist im Standsicherheitsnachweis für das Haus angegeben. Spätestens wenn diese erreicht ist, muss das Dach geräumt werden.

Aber: „Bei der Berechnung der Schneelast kommt es nicht nur auf die Menge, sondern vor allem auf die Zusammensetzung des Schnees an“, betont Rühle. „Bereits zehn Zentimeter Nassschnee können bis zu 40 Kilogramm pro Quadratmeter wiegen. Dagegen bringt eine zehn Zentimeter dicke Schicht frischen Pulverschnees nur 10 bis 15 Kilogramm pro Quadratmeter auf die Waage.“ Eine dicke Eisschicht kommt auf bis zu 90 Kilogramm pro Quadratmeter.

Wichtig: Das Räumen ist aufgrund der Gefahr von Stürzen keine Aufgabe für den Hausbesitzer oder Hausmeister, aber sie ist es auch nur im absoluten Notfall für die Feuerwehr. Und dafür können Gebühren anfallen. Betroffene rufen besser rechtzeitig einen Dachdecker.

Gefährlich sind auch Eiszapfen am Dachüberstand oder Balkon. Sie können quasi über Nacht beim Wechsel zwischen Schneefall und Tauwetter groß und schwer werden – und abstürzen. Sie sollten daher ebenfalls umgehend entfernt werden, um nicht zur Gefahr für Fußgänger und parkende Autos zu werden. Dazu sind Hausbesitzer verpflichtet, denn sie müssen Dritte vor Schäden schützen – und im Fall, dass die Eiszapfen abbrechen, auch dafür haften.

 

Die Heizung muss laufen, denn man weiß nie, wie hart der Winter wird.

Andreas Braun, Zentralverband Sanitär Heizung Klima

 

■ Schwachpunkt 2: Fenster und Fassade

Schneeverwehungen gefährden die Bausubstanz. Vor allem an Gebäudeecken sowie vor Terrassen- und Balkontüren sollten Hausbesitzer sie daher wegräumen. Denn bei Tauwetter dringe das Schmelzwasser unter den Türen hindurch ins Haus ein und durchfeuchtet Mauerwerk, Boden und Belag, erläutert Rühle.

Die Fenster sind bei starkem Wind ebenfalls Eingangstore für Feuchtigkeit. „Sie sollten vor dem Winter gut gepflegt und gewartet werden“, rät Ulrich Tschorn, Geschäftsführer des Verbands Fenster + Fassade in Frankfurt am Main. Die Dichtungen lassen sich mit einem elastischen Pflegemittel gegen Vereisen und Risse schützen.

Schwergängige Beschläge sollten geölt und gegebenenfalls nachjustiert werden. Tschorn empfiehlt auch, die Entwässerungsbohrungen an den Fenstern auszuputzen, etwa mit Wattestäbchen. Durch diese kleinen Öffnungen läuft normalerweise Regenwasser wieder heraus. Aber keine Sorge, wenn man es vergisst: Zwar frieren die verstopften Löcher bei Frost zu, aber sie tauen auch wieder auf. Tschorn betont: „Man sollte sie nicht mit Gewalt frei machen.“

■ Schwachstelle 3: Rohrsysteme

Um Rohrbrüche zu vermeiden, müssen im Winter alle Leitungen vom Haus in den Außenbereich und jene, die ganz im Freien verlaufen, entleert und abgesperrt werden. „Bleibt noch Restwasser drin, kann es zufrieren und zu einem Rohrbruch führen“, erläutert Andreas Braun vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima in Sankt Augustin bei Bonn.

Das Problem: So lange noch Frost herrscht, bleiben Rohrbrüche oft unbemerkt, da die Leitungen durch das Eis noch dicht sind. Taut es, tropft das Wasser ungehemmt in den Garten oder ins Haus – es drohen hohe Wassergebühren und vor allem gravierende Spätfolgen für das Gebäude, wenn der Schaden länger unentdeckt bleibt.

Auch bei Heizungen oder Wasserleitungen im Haus kann das Problem entstehen, etwa wenn die Bewohner über längere Zeit wie für einen Urlaub nicht zu Hause sind. „Ist die Heizung dann zu niedrig eingestellt oder gar ausgeschaltet, besteht die Gefahr, dass Rohre zufrieren und platzen“, erklärt Braun. Er rät, in der Heizungszentrale entsprechend der Bedienungsanleitung die Winterabsenkung einzustellen. Dabei sei es besser, etwas höhere Temperaturen zu wählen als zu niedrige. Das gilt besonders dann, wenn die Räume bald wieder genutzt werden sollen. Das Hochheizen kann unter Umständen – je nach Gebäudestruktur – energieintensiver als ein Durchheizen mit geringen Temperaturen sein.

Die Heizung ganz abzustellen, ist meist der falsche Weg. „Sie muss laufen, denn man weiß nie, wie hart der Winter wird. Eventuell ist eine Anlagenfüllung mit Frostschutzmittel eine Alternative“, sagt Braun. Die Thermostate an den Heizkörpern regeln, wie viel Wärme aus der zentralen Anlage in die einzelnen Zimmer gelangt. „Sie können bei Abwesenheit auf Frostschutz eingestellt werden. Wichtig ist, dass im Haus jeder Heizkörper bei Bedarf auch noch durchströmt wird.“

 


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