Nicht mit dem Kleister sparen

(dpa/tmn) Ein Heimwerker gibt es nicht gerne zu: Aber manche Arbeiten im Haus gelingen einfach nicht so, wie siesollten. Manchmal torpedieren Kleinigkeiten ein gutes Ergebnis – beim Tapezieren etwa die falsche Vorbereitung. Profis geben Tipps.

Beim Tapezieren können auch relativ unerfahrene Heimwerker gute Ergebnisse erzielen. Mit einigen Tricks und Kniffen von Profis gehen die Arbeiten leichter und schneller von der Hand.

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Wer die Wahl hat, hat die Qual: Im Handel finden sich beinahe unendlich viele Tapetenmuster und Materialien, um einen Raum neu zu gestalten. Bild: DeutschesTapeten-Institut (DTI)

■ Profi-Tipp 1: Tapetenlöser statt Wasser und Spachtel
Erst mal muss die alte Tapete runter. „Das geht viel einfacher, wenn die Wände mit Tapetenlöser eingestrichen werden“, sagt Ludwig Popp, Trainer an der DIY-Academy in Köln. Statt mühsam Stück für Stück mit dem Spachtel von der Wand zu kratzen, erledigen Chemie und Physik die Arbeit. „Türen und Fenster geschlossen halten, damit das Ganze gut durchschwitzt“, rät der Profi. Später noch einmal mit dem Löser darüberstreichen. „Bald bilden sich Blasen, und die Tapete lässt sich leicht von der Wand abziehen.“ Extra-Tipp des Experten: Eine Nagelwalze reißt Löcher in die Tapete, das Lösemittel dringt dann besser ein. „Wichtig ist, dass der Tapetenlöser hinter die Tapete gelangt – und man muss ihm etwas Zeit lassen, damit erwirken kann.“

■ Profi-Tipp 2: Nicht ohne neue Grundierung kleben
Vor der neuen Tapete kommt eine Grundierung auf die Wand. Denn die neue Tapete braucht eine glatte Fläche, sonst bilden sich später Dellen und Löcher. Abgesehen davon, dass sich der neue Kleber nur schlecht mit alten Kleberesten verträgt. Bei Papiertapeten und einfarbigen Vliestapetenreicht dafür ein einfacher Tiefengrund. Vliestapeten mit Muster benötigen unbedingt einen weißen Tapetenwechselgrund. Sonst kann es passieren, dass Flecken vom Untergrunddurch die Tapete durchscheinen.

■ Profi-Tipp 3: Lieber ein paar Rollen mehr kaufen
Eine Standard-Tapetenrolle ist 10,5Meter lang und 53 Zentimeter breit. „Bei einfarbigen Modellen ist es relativ leicht auszurechnen, wie viel zum Tapezieren einer Wohnung oder eines einzelnen Zimmers benötigt wird“, sagt Heimwerker-Trainer Popp. Schwieriger wird es bei Mustertapeten. Bei ihnen fällt ein sogenannter Rapport an, der je nach Muster unterschiedlich ist. „Diese Prozentzahl ist auf der Tapetenrolle vermerkt und gibt an, wieviel Verschnitt entsteht, wenn das Muster fachgerecht verklebt wird. “Der Experte rät außerdem: „Lieberein paar Rollen mehr kaufen und sie dann zurückgeben, wenn sie nichtgebraucht werden.“

■ Profi-Tipp 4: Qualitätsware auswählen
Die neuen Tapeten sollen einige Jahre halten. „Deshalb ist es ganzwichtig, qualitativ hochwertige Ware zu kaufen“, sagt Malermeisterin Anja Nierhoff-Install, Vorstandsmitglied der Maler- und Lackiererinnung Gütersloh. Wer das nicht sicher beurteilen kann, könne sich ruhig an einen Malerprofi seines Vertrauens wenden – denn die helfen teils gerne. Nierhoff-Install zum Beispiel berät Heimwerker bei der Materialauswahl und zeigt ihnen verschiedene Techniken, wie es am besten verarbeitet wird. Das hat Vorteile für beide Seiten: „So bringe ich ihnen mein Handwerk näher. Und die Heimwerker von heute sind dann vielleicht meine Kunden von morgen.“

■ Profi-Tipp 5: Keine Angst vor exotischen Oberflächen
Tapeten sind heute nicht einfachmehr weiße oder geblümte Papierbahnen. Die Bandbreite ist gerade in den vergangenen Jahren sehr vielfältig geworden, und auch die Oberflächen werden immer ausgefallener. Es gibt zum Beispiel Modelle mit Basalt-oder glitzernden Lurexfäden oder sogar Bahnen mit organischen Leuchtelementen. Die Verarbeitung ist aber nicht viel anders als bei den gewohnten Tapeten. „Das Trägermaterial ist immer Vlies oder Papier“, erklärt Ulrike Reich vom Deutschen Tapeten-Institut in Düsseldorf. „Wichtig ist, auf die Verpackung zu schauen und die An-gaben zu berücksichtigen.“

■ Profi-Tipp 6:Nicht am Kleber sparen
Auf Papiertapeten wird der Kleisterdirekt aufgetragen. Dabei gilt: Nicht zu sparsam sein. „Aber die Tapete sollte nicht zu lange in dem Kleber weichen, sonst dehnt sie sich aus, und die Muster passen nicht mehrexakt zusammen“, warnt Heimwerker-Trainer Popp. Unerfahrenen Heimwerkern empfiehlt er, nichtmehr als drei bis vier Bahnen auf einmal vorzubereiten und diese dann zügig zu verarbeiten. Bei Vliestapeten kommt der Kleber nicht auf die Tapete, sondern direkt auf die Wand. „Hier muss ein Vliestapetenkleister verwendet werden, der andere hält nicht“, sagt Popp. Aber auch auf der Wand sollte großzügig gekleistert werden. „Die Wände sind ausgetrocknet und ziehen schnell das Wasser aus dem Kleber.“

■ Profi-Tipp 7:Reihenfolge beachten
Tapeziert wird von oben nach unten. Zuerst ist die Decke dran. Dafür holen sich Heimwerker besser Hilfe. Die langen Bahnen lassen sich selbst von erfahrenen Handwerkern nur schwer allein bewältigen. „Dann klebt man von den Ecken der Decke aus die Bahnen nach und nach die Wände entlang von oben nach unten“, ergänzt Popp. Idealerweise schneidet man die Bahnen etwas großzügiger zu, sodass sie bis etwa zwei Zentimeterüber die Sockelleiste reichen. „Dieüberstehende Tapete wird mit einer Tapezierschere abgeschnitten.“ Der Experte betont: Nicht mit einer Haushaltsschere, das gibt unschöne Kanten.“


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