Qual der Wahl

Den schwarzen Kollektoren auf dem Dach sieht man es meist nicht an. Aber es gibt verschiedene Bauweisen von Solarthermie-Anlagen. Welche ist die richtige für den jeweiligen Hausbesitzer?

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Flachkollektoren sind die am häufigsten eingesetzte Kollektorenart. Bild: Alois Müller/co2online.de/dpa-tmn

Berlin. (dpa) Mit der Sonnenenergie heizen – das entspricht dem Zeitgeist, denn Solarthermie ist eine umwelt- und klimafreundliche Möglichkeit zum Heizen und für die Bereitung von Warmwasser. „Schon mehr als zwei Millionen Haushalte setzen in Deutschland auf Solarheizungen zur Erzeugung von Raumwärme und warmem Wasser“, erklärt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft. Er erwartet, dass es dank neuer finanzieller Anreize noch mehr werden.

 

Die Kombination von Solarthermie und Photovoltaik in einem Kollektor ist eine interessante Variante, weil sich beide Techniken gegenseitig beeinflussen.

Marcus Weber, gemeinnützige Beratungsgesellschaft CO2online

 

„Seit Anfang dieses Jahres werden Solarheizungen stärker gefördert“, führt Körnig aus. „Wer seine alte Heizung durch ein effizientes solar unterstütztes Gas-Brennwertsystem ersetzt, erhält zum Beispiel einen Zuschuss von 30 Prozent, im Falle eines Ölkesseltausches sogar 40 Prozent. Alternativ kann man 20 Prozent der Investitionskosten von der Steuer absetzen.“ Aber welche Solaranlage ist die richtige? Denn es gibt verschiedene Bauarten. Ein Überblick:

Allen gemeinsam ist...

..., dass sie Zusatzheizungen sind. Bisher können Solarthermieanlagen in der Regel nicht den gesamten Wärmebedarf eines Wohnhauses abdecken und müssen deshalb mit anderen Heizungsanlagen kombiniert werden. Man spricht dann von einer Hybridheizung.

Flachkollektoren sind...

... die am häufigsten eingesetzte Kollektorenart. „Sie bestehen aus rechteckigen, wärmegedämmten Elementen aus Aluminium oder Edelstahl, die flach auf dem Dach befestigt werden“, erklärt Marcus Weber von der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft CO2online.„Der Absorber, das ist ein wärmeleitendes und dunkel beschichtetes Metallblech im Inneren, wandelt Sonnenlicht in Wärme um.“ Flachkollektoren erreichen Wirkungsgrade von etwa 60 bis 85 Prozent. Ihr Nachteil: der relativ hohe Platzbedarf. Für kleinere Dachflächen sind sie daher nicht geeignet. Die Kosten belaufen sich laut CO2online auf rund 220 bis 550 Euro pro Quadratmeter.

Röhrenkollektoren sind...

... auch klassische Energiewandler, die gerne verwendet werden, auch wenn sie laut Martin Brandis vom Team Energieberatung des Verbraucherzentrale Bundesverbands nicht so weit verbreitet sind wie die Flachkollektoren. Sie haben eine andere Konstruktion als Flachkollektoren – und das ist der Vorteil dieser Kollektorenart: Bei ihr wird die Wärme in Vakuumröhren aufgenommen, die einen höheren Wirkungsgrads als Flachkollektoren erreichen. „Für Häuser mit kleiner Dachfläche kann das eine gute Lösung sein“, urteilt Brandis. „Allerdings sind Röhrenkollektoren teurer als Flachkollektoren.“ Die Kosten belaufen sich auf circa 350 bis 850 Euro pro Quadratmeter.

Luftkollektoren sind...

... üblicherweise nicht auf typischen Wohnhäusern zu finden, sondern eher auf Lager- und Sporthallen sowie auf Ferienhäusern oder Berghütten. Luftkollektoren sehen oft aus wie Flachkollektoren, benötigen aber noch mehr Platz. „Während Röhren- und Flachkollektoren normales Wasser oder eine aus Wasser und Alkohol zusammengesetzte Solarflüssigkeit verwenden, um die Wärme vom Kollektor abzutransportieren, nutzen Luftkollektoren die Luft als Wärmeträger“, erläutert Körnig.„Sie können die Sonnenwärme direkt an den Raum abgeben.“ Brandis ergänzt: „Aufgrund ihrer Wirkungsweise sind sie aber für herkömmliche wasserbasierte Heizungssysteme ungeeignet.“ Ab circa 400 Euro pro Kollektor muss man für diese Variante einplanen.

Hybridkollektoren sind...

... geeignet, wenn man Warmwasserbereitung und Stromerzeugung gleichermaßen betreiben möchte. Sie sind also eine Kombination aus Solarkollektor und Photovoltaikmodul. Sie sind besonders platzsparend, da nicht zwei separate Anlagen installiert werden müssen. „Die Kombination von Solarthermie und Photovoltaik in einem Kollektor ist eine interessante Variante, weil sich beide Techniken gegenseitig beeinflussen“, erklärt Weber. „Bei niedrigen Temperaturen ist das positiv. Denn dann werden die Photovoltaikelemente durch das Trägermedium der Solarthermie gekühlt und können so besser arbeiten.“ Doch der Experte schränkt ein: „Aber an heißen Sommertagen kann es sein, dass die Wärme nicht so gut aus den Kollektoren abgeführt wird. Dann sinken die Photovoltaikerträge.“ Hybridkollektoren gelten ebenfalls als Nischenprodukt. Pro Kollektor muss man ab circa 700 Euro Kosten rechnen. 


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