Saubere Fassade

(dpa/tmn) Fassadenfarben haben oft mehr als eine optische Funktion. Sie können den Untergrund schützen, sich selbst reinigen oder Schmutzpartikel abhalten. Inhaltsstoffe wie Karbonfasern oder Nano-Quarz-Gitter machen Außenwände zudem stoßfest und widerstandsfähig gegen Feuchtigkeit und andere Wettereinflüsse.

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Farbe ist nicht gleich Farbe: Manche Schicht, die Handwerker außen an einem Gebäude aufbringen, kann der Fassade einen extra Schutz bieten. Bild: dpa/chromorange/Alexander Bernhard

„Farben mit Zusatznutzen werden auch gern als High-Tech-Farben bezeichnet“, sagt Michael Bross vom Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie in Frankfurt am Main. Sie verhindern auch, dass die Oberfläche bei Sonneneinstrahlung schnell ausbleicht und dass sich Bakterien, Pilze, Moose und Algen festsetzen.

Farben mit Lotuseffekt

Recht bekannt sind selbstreinigende Farben mit dem Lotuseffekt. Sie versprechen, dass das Wasser nach dem Regen abperlt und sich die Oberfläche so selbst sauber hält – wie bei der Lotuspflanze. Ihre Blüten besitzen eine spezielle Oberflächenstruktur, auf der sich Wasser und Schmutz nicht festsetzen können. Dieses Prinzip machen sich die Farbenhersteller zunutze. „Auf der Außenfläche des Hauses wird die Oberflächenspannung mit Hilfe hydrophober Chemi-kalien erhöht, so dass das Wasser einfach abrollt“, erklärt Bross.

Was in der Natur und in der Theorie funktioniert, ist in der Praxis allerdings nicht perfekt. „Das Ergebnis bei Farben mit Lotuseffekt lässt häufig zu wünschen übrig“, sagt Uwe Münzenberg vom Berufsverband Deutscher Baubiologen. „Weil der Regen in der Regel nicht gleichmäßig auf eine Fassade fällt, perlt das Wasser auch ungleichmäßig von den Außenwänden der Häuser ab.“

Natur kopieren

Und während die Lotusblüte ihre empfindliche Oberfläche immer wieder erneuert, wenn diese angegriffen oder gar zerstört wird, findet das natürlich an der Fassade nicht statt. Daher kann eine mit entsprechenden Farben gestrichene Fassade schon nach relativ kurzer Zeit verschmutzen. „Zurück bleiben helle und schmutzige Stellen an der Außenwand, die nicht gerade schön aussehen“, sagt Münzenberg.

Ein neuer Versuch, die Natur zu kopieren, macht aktuell auf Branchenmessen von sich reden. Es geht um eine wasserabweisende Farbe, die auf der Physiologie des Nebeltrinker-Käfers basiert. Das Tier lebt in der Namibwüste an der Westküste Afrikas, es sammelt auf seinem Rückenpanzer Morgentau. Dann geht es in den Kopfstand, damit ihm das Wasser direkt ins Maul läuft. Die Farbenhersteller haben die mikrostrukturierte Oberfläche des Panzers nachgeahmt und eine Farbe entwickelt, die besonders feuchtigkeitsabweisend ist. Eine bewährte Methode ist die photokatalytische Selbstreinigung. „Um Schmutz, Algen und Moose abzubauen, sind die Farben mit Titandioxid angereichert“, erklärt Rolf Buschmann vom Bund für Umwelt und Naturschutz in Berlin.

„Dadurch wird die Wand mit einer photokatalytischen Schicht versehen, auf der sich bei Sonnenbestrahlung organische Materialien zersetzen sollen.“ Doch Buschmann ist vorsichtig: „Es gibt noch keine langfristigen Untersuchungen darüber, wie die Beschichtungen auf Schadstoffe reagieren und welche chemischen Verbindungen entstehen.“

Besser als Chemie

Manchmal helfen Dachüberstände, zum Teil aber auch die einfache Reinigung besser als Chemie. „Algen sind unbeliebt, aber eigentlich ein Zeichen für eine hohe Luftqualität“, erklärt Rainer Huke vom Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz. Unter Umständen sei daher dem Bewuchs nicht beizukommen. „Statt chemische Mittel zu verwenden, um Algen zu verhindern, kann sich auch die regelmäßige mechanische Fassadenreinigung durch einen Malerfachbetrieb anbieten“, erklärt der Experte. „Dabei werden Verschmutzungen beseitigt, wenn sie noch klein und unauffällig sind.“


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