Schlaues Hightech-Örtchen

Moderne Toiletten sind längst ein Hightech-Produkt: Dusch-WCs waschen und föhnen untenrum. Sie haben hinterlegte Nutzungsprofile, wärmen den Sitz auf Wunschtemperatur vor und saugen Gerüche ab.

118401606.jpg

Die Technologie ist von außen nicht zu sehen: Moderne Dusch-WCs haben eine an gewohnte Toiletten angepasste Optik. Bild: Duravit/dpa-tmn

Frankfurt/Main. (dpa) Die Hersteller von Sanitäranlagen haben ein neues Lieblingsobjekt: die Toilette. Denn in diesem Produktbereich tut sich sehr viel. Die einfache Keramikschüssel, bei der man selbst noch den Deckel schließen musste, ist längst zum schlauen Örtchen mit Spa-Gefühl geworden.

Und Nutzer sollen sich – geht es nach den Sanitärfirmen – intensiver denn je mit ihrem persönlichen Wohlbefinden auf dem Klo auseinandersetzen.

Während das für viele Deutsche noch immer befremdlich klingt, sind etwa Dusch-WCs unter anderem in Japan längst Standard. Sie sind eine Mischung aus Toilette und Bidet. Sie duschen nach dem Toilettengang den Intimbereich ab. Richtung, Stärke, sogar Massage-Art und Temperatur des Wasserstrahls lassen sich oft individuell regeln und in Nutzerprofilen speichern. Anschließend wird noch warm geföhnt.

Seit einigen Jahren versuchen die Hersteller, auch Europa mit Dusch-WCs auszustatten – langsam mit Erfolg. „Dusch-WCs werden gekauft wie verrückt“, sagt Dennis Jäger, Chefredakteur der Fachzeitschrift „SBZ Sanitär.Heizung.Klima“. Geholfen dabei hat eine Rückbesinnung auf europäisches Design. Asiatische Modelle sind häufig klobiger als die gewohnten Produkte hierzulande, und sie sind mit viel Technik ausgestattet. Sie bieten etwa Musik und farbige Beleuchtung an – das alles kam hierzulande nicht an.

Inzwischen gibt es aber unauffällige Dusch-WCs, deren technischer Inhalt nicht von außen oder beim Blick ins Innere zu erahnen ist. So fahren sich Wasserhahn und Föhn nur bei Bedarf aus. „Das ist neu, und das war wichtig: Es gibt keine Kompromisse mehr beim Design der Dusch-WCs. Die Technik ist versteckt“, betont Frank Richter, CEO von Duravit.

Spülen sei viel hygienischer als die Säuberung mit Papier, sagt Richter. Er vergleicht das mit dem Waschen dreckiger Hände. „Wie gut kann man Hände reinigen, indem man sie an trockenem Papier reibt? Das geht mit Wasser doch viel besser.“

Allerdings ist dafür auch etwas mehr Technik im Bad nötig: Die Dusch-WCs, auch als Washlets bekannt, brauchen einen Wasser- und teils Stromanschluss.

Das alles lässt sich häufig über eine Fernbedienung oder über das Smartphone steuern. „Natürlich fragen sich die Menschen, muss man mit einer App aufs Klo gehen“, sagt Duravit-CEO Richter. Aber statt Zeitungen dort zu lesen, nehmen heute ja eh viele das Smartphone mit.

Auch beim Toiletten-Design hat sich einiges getan. Statt Hebel oder großer Tasten finden sich für die Spülung häufig schon Selbstauslöser oder Bewegungsmelder, wie man das etwa aus öffentlichen Gebäuden kennt. Wasser-Spartasten sind Standard. Darüberhinaus saugen moderne Toiletten auf Knopfdruck Gerüche ab, geben ein Nachtlicht ab, öffnen und schließen den Deckel berührungslos. Insbesondere die Hygiene hat die Hersteller umgetrieben: Die WCs können ihrem Besitzer ein Zeichen übermitteln, dass die Entkalkung fällig wäre.

Manche halten antibakterielles Wasser zum Spülen bereit, andere haben eine besondere Glasur, die toxisch auf viele Bakterien und Keime wirkt. Außerdem sind moderne Schüsseln sauberer: Sie haben eine Flächenspülung, die nicht überspritzt.

Ihnen fehlt meist der übliche Spülrand, so dass sich vergleichsweise wenig Ablagerungen, Keime und Bakterien ansiedeln. Oder die Glasuren sind besonders glatt mit entsprechender Wirkung. Und nicht zuletzt kann der Siphon unten breiter gestaltet sein, was dort die Wasserfläche erhöht und dadurch weniger Verschmutzung ermöglicht.

Urin verwerten

Aber die Ideen gehen noch weiter, wenn auch meist noch in der Projektphase: Die Branche arbeitet zum Beispiel an Technologien, wodurch die Toiletten durch Urin-Analyse Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand des Benutzers ziehen können. Einen ganz anderen Ansatz hat die Firma Laufen auf der Messe ISH präsentiert: Das Trenn-WC kann Urin gesondert vom Spülwasser abfangen und weiterverwerten. 90 Prozent werden zu Brauchwasser, das in den Kreislauf zurückgeführt wird. 


Bitte stimmen Sie der Einwilligung zu.