Sicherheit ein Kinderspiel

Beim Kinderzimmer denken die meisten Eltern an eine farbenfrohe Spielwiese. Wichtig ist aber, dass Kinder dort sicher und keinen Schadstoffen ausgesetzt sind. Beim Einrichten gibt es daher einiges zu beachten.

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Sicher und nicht gesundheitsgefährdend sollten Kinderzimmer und deren Einrichtung sein. Bild: Ella Albrecht/Westend61/dpa-tmn

Bonn/Stuttgart. (dpa) Ein Prinzessinnen-Zimmer in Pink? Eine Räuberhöhle? Oder doch lieber Villa Kunterbunt? Was das ideale Kinderzimmer ausmacht, davon haben Eltern unterschiedliche Vorstellungen. Nur auf eines können sich wohl alle einigen: Sicher soll es sein. Darauf ist zu achten:

■ BODENBELAG:

„Stürze sind die häufigste Unfallursache bei kleinen Kindern“, sagt Andreas Kalbitz von der Bundesarbeitsgemeinschaft „Mehr Sicherheit für Kinder“. Ein weicher, federnder Bodenbelag dämpft Stürze. Daher ist Kork oder Teppich zu empfehlen, in vielen Mietwohnungen aber nicht mehr gebräuchlich. Matthias Bauer von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg rät: „In Absprache mit dem Vermieter sind Änderungen immer möglich. Man kann aber auch in den entsprechenden Bereichen einfach etwas auslegen.“ Vor das Bett kommt also etwa ein rutschfester Teppich. Der sollte möglichst frei von Schadstoffen sein. Denn Teppichböden bestehen aus feinen Fasern, die Kinder mitunter einatmen oder in den Mund nehmen, erklärt Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe. Auf Kunststoffe sollten Eltern daher so weit wie möglich verzichten. Zugleich achten sie bei Naturmaterialien besser darauf, dass keine Insektizide enthalten sind. Wollteppiche etwa werden oft mit Mottenschutzmittel behandelt. Eine Orientierungshilfe beim Kauf bieten Siegel wie das der Gemeinschaft umweltfreundlicher Teppichboden (GUT). In diesem Bereich sollte man nicht zu sehr auf den Geldbeutel schauen, so Fischer. Der Teppich sei wichtig, weil Kinder oft auf dem Boden spielen und so viel Hautkontakt damit haben. Bauer rät davon ab, auf gebrauchte Produkte zurückzugreifen: „In den letzten Jahren haben sich die Grenzwerte stark verändert, ältere Produkte können viel mehr Schadstoffe enthalten als Neuware.“ Sparen kann man sich Kleber, eine mögliche zusätzliche Quelle für Schadstoffe. Meistens reicht doppelseitiges Klebeband zum Befestigen.

■ MÖBEL:

„Mit allen Sinnen einkaufen“, rät Verbraucherschützer Bauer. „Wenn ein Teil schon im Laden stinkt, würde ich vom Kauf Abstand nehmen.“ Ein deutliches Warnsignal sei es auch, wenn Eltern über ein neues Produkt reiben und Spuren am Finger zurückbleiben. Das beste Material für Kindermöbel sei Voll- oder Massivholz, so Bauer. „Wir warnen vor MDF-Möbeln, weil darin Leime und Lacke verwendet werden, die ausgasen.“ Generell gelte für alle neuen Möbel, dass sie nach dem Aufbau mindestens eine Woche lang an einem geeigneten Ort ausgasen sollten, bevor sie ins Kinderzimmer kommen. Das Bett ist ein viel genutztes Möbel. Natürlich sollte auch bei der Matratze auf wenig Schadstoffe geachtet werden. Trotzdem findet Bauer: „Es muss nicht die teuerste sein. Matratzen werden relativ schnell gewechselt, weil Kinder aus ihren jeweiligen Betten herauswachsen.“ Wichtig ist dagegen der Lattenrost. „Jedes Kind nutzt sein Bett als Trampolin, der Rost muss also sehr stabil sein.“ Hochbetten sind laut Kalbitz für Kinder unter sechs Jahren nicht geeignet. „Die bewegen sich zu sprunghaft und können das Risiko noch nicht einschätzen.“ Auch wenn ein Kind schließlich alt genug ist, sollte man stark federnde Matratzen unbedingt vermeiden und darauf achten, dass der vorgegebene Abstand zwischen Matratze und Absturzsicherung gewahrt bleibt. Hochbetten sollten zudem – wie auch Regale und Schränke – fest in der Wand verankert sein. Kalbitz rät Eltern, beim Einrichten „mit der Perspektive der Kinder durch das Zimmer zu gehen“. Das ist auch wörtlich zu verstehen: Wer einen Raum auf allen Vieren erkundet, gewinnt einen ganz anderen Blick auf mögliche Risiken. Letztlich aber gelte: „Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Es ist immer auch elterliche Aufsicht gefragt“, so Kalbitz. „Auch wenn Sie versuchen, viele Gefahrenquellen auszuschließen: Kinder sind experimentierfreudig.“

■ WÄNDE:

Für die Wände sollten Eltern möglichst Kalk- oder Silikatfarben einsetzen. Sie brauchen keine Lösungsmittel und sind schimmelhemmend. Auch hier gibt es Siegel zur Orientierung, etwa den Blauen Engel oder das Nature-plus-Siegel.

■ FENSTER:

Es kommt vor, dass Kinder in ihrem Zimmer heimlich zündeln. Wer die Fenster mit Vorhängen ausstattet, sollte also dabei darauf achten, keine leicht brennbaren Materialien zu verwenden. Es gibt sogar schwer entflammbare Stoffe der Brandschutzklasse B1 im Handel. Als Faustregel gibt Kalbitz außerdem vor: „Alles, was Kinder herunterziehen können oder worin sie sich verfangen können, sollte aus dem Zimmer raus.“ Zu lange Vorhänge, unter Umständen auch die Kordeln einer Jalousie, können sonst zu Unfällen führen. Beim Einrichten des Zimmers sollte man außerdem im Blick behalten, dass keine Steighilfen in der Nähe des Fensters stehen. Auch spezielle Fenstersicherungen sind eine gute Möglichkeit, Kinder vor einem Sturz mit schweren Folgen zu bewahren.

■ ELEKTRIK:

Im Bereich der Elektrik denken die meisten Eltern an Steckdosenschutz. Manche fürchten sich aber auch vor Elektrosmog. Die Auswirkungen davon sind zwar umstritten, einige wollen die Belastung aber vorsorglich lieber gering halten. Dann müssen sie bei der Zimmerplanung auch an elektrische und magnetische Felder denken. „Die sieht man nicht, die riecht man nicht, deshalb haben das viele nicht auf dem Schirm“, sagt Fischer. Solche Felder entstehen durch elektrische Spannung und werden etwa von Nachttischlampen emittiert, solange der Stecker in der Dose steckt. Hier können abgeschirmte, abschaltbare Steckdosenleisten Abhilfe schaffen. Eine weitere Alternative sind akku- oder batteriebetriebene LED- Leuchten. Da selbst Steckdosen, in denen kein Stecker steckt, schwache Felder emittieren, sollte man laut Umwelthilfe zwischen Dose und Bett einen Meter Abstand halten. Handys strahlen stärker, daher sollten Eltern, die sich um Elektrosmog Sorgen machen, sie ganz aus dem Kinderzimmer verbannen.


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