So leben Möbel länger

(dpa/tmn) Die Scharniere des Kleiderschranks sind ausgerissen, die Ecken des Esstischs abgeplatzt und die Seitenwände der Kommode alles andere als stabil: So ein Umzug kann die geliebte Einrichtung ordentlich in Mitleidenschaft ziehen. „Insbesondere preiswerte Möbel offenbaren schnell ihre Schwachpunkte“, sagt Michael Pommer, Trainer an der DIY Academy in Köln. Doch mit der richtigen Pflege und ein paar Tricks lässt sich die Lebensdauer verlängern.

86054558_lay.jpgMöbel haben bei einem Umzug ordentlich was auszuhalten. Damit bei der Demontage nichts kaputt geht, wird mit den Türen begonnen, dann kommen Böden heraus und die Rückwand ab. Bild: dpa/DIY-Academy/Bosch

„Ungefähr acht Millionen Menschen ziehen jährlich in Deutschland um. Da haben Möbel ordentlich was auszuhalten“, sagt Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie in Bad Honnef bei Bonn. Während sich kleine Möbel im Ganzen transportieren lassen, sollten Regale, Schränke, Tische oder das Bett zuvor demontiert werden.

Mit den Türen beginnen

Begonnen wird mit den Türen, dann kommen Böden heraus und schließlich die Rückwand ab. „Die Scharniere löst man von unten nach oben, um zu vermeiden, dass die Tür fällt oder ausreißt“, rät Günter Ofcarek vom Bundesverband Möbelspedition und Logistik in Hattersheim (Hessen). Wichtig sei zudem, die Möbel so auseinanderschrauben, wie man sie einst zusammengebaut hat, erklärt Geismann. Der anschließende Wiederaufbau sollte in derselben Reihenfolge passieren.

„Damit kein Kleinteil verloren geht, empfiehlt es sich, diese in kleine Tüten zu stecken und an dem Bauteil anzukleben, zu dem sie gehören“, ergänzt Pommer. Wer die Aufbauanleitung zur Hand hat, sollte diese nicht nur akribisch befolgen, sondern auch nachschlagen, ob eventuell von der Verwendung bestimmter Werkzeuge abgeraten wird.

„Soll kein Akkuschrauber verwendet werden, sollte das befolgt werden, denn bei Pressspanplatten zum Beispiel können die Schrauben wegen der hohen Drehgeschwindigkeit überdrehen“, erläutert Pommer. Auch Ofcarek rät Laien dazu, Schrauben- und Inbusschlüssel zu verwenden: „Viele verwenden die falschen Bits. Das Resultat: Der Kopf nutzt sich ab, und die Schraube kann nicht mehr verwendet werden.“

Viele Fehler beim Transport

Viele Fehler werden zudem beim Transport gemacht. „Im Umzugsauto sind Woll-, Vliesdecken und Gurte angesagt“, sagt Geismann. Sie werden schützend um die Teile geschlagen. Auch große Temperaturschwankungen gilt es zu vermeiden. „Vor der Montage sollte sich das Holz akklimatisieren, sonst verzieht es sich“, warnt Pommer. Verformung droht auch, wenn die Platten zur Zwischenlagerung schräg an der Wand lehnen. „Besser ist es, sie flach auf den Boden zu legen.“

Beim Aufstellen der Möbel am neuen Standort sei es wichtig, dass sie richtig stehen. Damit ist zum einen gemeint, sie mit Hilfe einer Wasserwaage auszurichten. „Damit alles am Ende passt, müssen die Einzelteile winklig aufgebaut werden – und zwar in der Waagerechten und in der Senkrechten. Eins von beiden wird gerne vergessen“, erläutert Ofcarek. Wer hier ungenau arbeitet, hat am Ende eine schiefe Tür oder Ähnliches. Er empfiehlt, vor der Montage zu prüfen, ob Boden und Wand eben sind. „Ist das nicht der Fall, wird von der höchsten Stelle aus mit dem Aufbau begonnen.“

Damit das Möbelstück am Ende aber trotzdem überall dort den Boden berührt, wo es vorgesehen ist, empfiehlt sich die Verwendung sogenannter Möbelkeile zum Ausgleich, erklärt Pommer. Alternativ lassen sich Schraubfüße anbringen. Eingeräumt oder belastet werden Möbel erst, wenn sie komplett aufgebaut sind. „Dabei ist auf eine gleichmäßige Gewichtsverteilung zu achten.“

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Möbel werden immer in der gleichen Reihenfolge auseinandergebaut: Erst die Türen, dann die Böden, dann die Rückwand. Wer die Scharniere ausbaut, sollte alle Einzelteile in einer kleinen Tüte sammeln. Bild: dpa/DIY-Academy/Draksal Fachverlag

Mit Kleber stabilisieren

Sollte das Möbelstück nach dem Umzug etwas wackelig auf den Beinen stehen, hat Geismann einen Tipp: „Manchmal hilft es, die Schrauben mit etwas Holzkleber oder einem anderen geeigneten Kleber wieder fest zu stabilisieren.“ Gerade preiswerte Möbel hielten das aber nur zwei- bis dreimal durch. Dann hilft das Anbringen von Winkeln.

Ein häufiges Problem sind ausgerissene Topfscharniere. Sie verbinden Schranktüren mit dem Korpus. Hier helfe ein Polyurethan-, kurz PUR-Kleber. „Er hat eine ähnliche Materialdichte wie Holz“, erläutert Pommer. „Mit ihm werden die Schraubenlöcher verfüllt und neu gebohrt.“ Bei ausgerissenen Halterungen von Kleiderstangen lässt sich mit Holzspachtel arbeiten.

„Wichtig ist, dass dieser richtig ausgehärtet ist, bevor neu gebohrt wird“, warnt der Experte. Wer möchte, dass die Ausbesserung kaum sichtbar ist, färbt die Spachtelmasse ein.

Kleine Kratzer lassen sich mit einem Retuschierstift übermalen oder einem Wachsstück verfüllen, sagt Ofcarek. Sein Tipp: „Bei weißen Stellen hilft Tipp-Ex, bei dunkleren Schuhcreme.“ Abgeplatzte Ecken können ebenfalls mit Füllmaterial repariert werden. „Ist die Oberfläche eben, kann nach dem Spachteln mit einem harten Stück Plastik, etwa einer CDHülle, geglättet werden.“ Eine große Schwachstelle stellen zudem Rückwände dar. „Wohingegen teurere Möbel über einen eingefrästen Schlitz verfügen, sind Regale oder Schränke des unteren Preissegments meist genagelt“, so Ofcarek. Wird ein Buch mal zu weit nach hinten geschoben, reißt sie schnell aus.

Durch Schrauben ersetzen

„Ich rate daher, die Nägel vor der ersten Montage durch Linsenkopfschrauben zu ersetzen“, sagt Pommer. Sollte das Möbel schon aufgebaut sein und soll umziehen, rät er, die Nägel vorsichtig zu entfernen und bei Wiederaufbau durch die Schrauben zu ersetzen.


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