Überfluteter Keller oft nicht versichert

Jedes Jahr fluten Starkregen und Überschwemmungen Keller. Das Inventar ist danach meistens hin, manchmal sogar das ganze Haus. Fachleute raten zu einer Elementar- schadenversicherung.

Offenbach/Hamburg. (dpa) Alles Gute kommt von oben? Nicht unbedingt. Während die Natur Regen dringend braucht, vermiest der Niederschlag so manchem die Laune. Massiver Regen kann sogar Schaden anrichten: Bäche treten über die Ufer, Keller laufen voll. Hausbesitzer haben dann mit der Rettung von Hab und Gut alle Hände voll zu tun. Finanziellen Ersatz gibt es nur mit der richtigen Versicherung. In Deutschland regnet es seit fast 20 Jahren immer häufiger immer stärker. Oftmals sind es eng begrenzte Gebiete, auf die Wassermassen für wenige Minuten kräftig niederprasseln. Starkregen gibt es in allen Regionen. „Gerade kurze heftige Niederschläge treten in ganz Deutschland mit ähnlich hoher Wahrscheinlichkeit auf“, sagt Katharina Lengfeld vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach am Main.

Risiko wird unterschätzt

Der DWD warnt vor Starkregen, wenn entweder in einer Stunde zwischen 15 und mehr als 40 Liter Wasser auf einen Quadratmeter fallen oder in sechs Stunden zwischen 20 und 60 oder mehr Liter herunterkommen. Überschwemmungen folgen häufig auf Dauerregen. Obwohl fast überall mit Starkregen und Überschwemmungen zu rechnen ist, unterschätzen Hausbesitzer nach Ansicht des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) das Risiko. Lediglich sechs Prozent hätten es auf dem Schirm, konstatiert die Branchenvertretung auf Basis einer Umfrage. Dabei sind die Schäden enorm. Rund eine halbe Milliarde Euro waren es 2018. Meistens trifft es den Keller. Doch „für Schäden durch Hochwasser, plötzliche Unwetter und Starkregen kommt weder die normale Hausrat- noch die Wohngebäudeversicherung auf“, erläutert Julia Alicia Böhne vom Bund der Versicherten. Damit fällt der Schutz weg für das, was gemeinhin im Keller untergebracht ist: Heizungsund Elektroanlagen, Öltanks, Kühltruhen, Waschmaschinen, alte Möbel, Getränke und Werkzeug bis hin zum teuren E-Bike – im Untergeschoss lagern Gegenstände im Wert von durchschnittlich rund 15 400 Euro, wie der GDV ausgerechnet hat.

135149889.jpgMuss der Keller ausgepumpt werden, kann das teuer werden. Für solche Schä-
den kommt in der Regel nur die Elementarschadenversicherung auf.
Bild: Bernd Wüstneck/dpa

Kostspielige Sanierung

Am teuersten sei die Haustechnik. Auf sie allein entfielen geschätzt 9700 Euro. Nicht einbezogen sind Dinge wie Dokumente, die ebenfalls oft im Keller deponiert werden. Die zerstörten Gegenstände müssen Hausbesitzer in der Regel aus eigener Tasche ersetzen. Das kann richtig ins Geld gehen, zumal oftmals nicht nur Inventar in Mitleidenschaft gezogen ist, sondern auch das Haus selbst. Das hat kostspielige Sanierungsarbeiten zur Folge. Neben der üblichen Trocknung muss eventuell sogar der Boden raus. „Bei schwimmendem Estrich muss das Wasser fachgerecht abgesaugt und danach fachgerecht getrocknet werden, sonst kann Feuchtigkeit zu Schimmel führen“, beschreibt der Berater des Verbands Privater Bauherren (VPB), Marc Ellinger aus Freiburg eine teure Maßnahme. Sind Fäkalienkeime eingedrungen, müsse der Bodenaufbau zumeist ganz zurückgebaut und die Oberfläche aufwendig desinfiziert werden.

Naturgefahren abgedeckt

Wer das nicht selbst bezahlen will, sollte über eine Elementarschadenversicherung nachdenken. „Diese gibt es als Zusatz zur Wohngebäude- beziehungsweise Hausratversicherung“, sagt Böhne. Die Police deckt sowohl Naturgefahren wie Starkregen, Überschwemmung, Schneelawinen und Erdbeben ab, als auch Rückstau. Der entsteht, wenn Wasser durch die Kanalisation ins Gebäude eindringt und aus Toiletten und Waschbecken sprudelt. Die Elementarversicherung leistet bis hin zum Neubau eines Hauses und sie deckt Kosten für eine andere Unterkunft und mögliche Mietverluste ab. Liegt ein Haus in der Nähe eines Fließgewässers, sollte dies bei Vertragsabschluss unbedingt angegeben werden. Die Risiken Hagel, Sturm und Feuer sind in der klassischen Gebäudeversicherung erfasst.

Haus sorgsam planen

Marc Ellinger empfiehlt, bereits beim Hausbau auf Schutz vor Wassermassen zu achten. Das Gebäude sollte so profiliert sein, dass Wasser vom Haus wegläuft, Kellerfenster nicht Richtung Keller entwässern. Eine Rückstausicherung hält Ellinger für ein Muss. Sie verhindert, dass Wasser aus der Kanalisation ins Haus zurückfließt. Entweder die Lichtschächte oder die Kellerfenster sollten bei Druckwasser oder aufstauendem Sickerwasser druckwasserdicht ausgebildet sein. Kommt dennoch Wasser rein, greift unter Umständen die Elementarschadenversicherung. Voraussetzung sei zum Beispiel, dass der Eigenheimbesitzer die Rückstausicherung regelmäßig betätige und warten lasse.„Das vergessen sie alle“, warnt Ellinger aus Erfahrung. Die Wartung ist zu dokumentierten, deshalb am besten die Rechnung aufheben. Üblicherweise ist einflutendes Grundwasser nicht versicherbar. Für diejenigen, die wichtige Dinge vor Wasser schützen wollen, hat Ellinger einen Tipp: „Es machen, wie die Menschen im Mittelalter: Wertvolles nie nach unten schaffen, sondern nach oben ins Dachgeschoss.“ KURZ NOTIERT Trotz Corona: Kredit muss wieder bedient werden Rostock. (dpa) Verbraucher müssen ihre Kredite wieder bedienen. Die Möglichkeit der Stundung, die im Rahmen des Corona-Hilfspakets beschlossen worden war, ist Ende Juni ausgelaufen, erklärt die Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern. Eine Verlängerung der Stundung für Verbraucher hat die Bundesregierung abgelehnt.Wer laufende Kreditraten derzeit nicht bedienen kann, sollte Kontakt zum Darlehensgebersuchen.Gemeinsam kann nach einer Lösung gesucht werden. Das Gespräch sollte gut vorbereitet werden. Wichtige Frage hierbei: Wie viel Geld kann sicher regelmäßig aufgebracht werden, um den Kredit zu bedienen? Der Kreditgeber kann so verschiedene Möglichkeiten prüfen, wie eine kostenpflichtige Stundung oder eine Umschuldung. Den Lösungsvorschlag sollten sich Verbraucher immer schriftlich geben lassen, damit sie ihn prüfen können. Die auf Kredite spezialisierten Banken in Deutschland haben im ersten Halbjahr 2020 weniger neue Kredite vergeben als im Vorjahr. Nach Angaben des Bankenfachverbandes sank allein das Neugeschäft mit Privatleuten in der ersten Jahreshälfte um 7,3 Prozent. Finanziert wurden mit den Krediten Konsumgüter im Gesamtwert von 26 Milliarden Euro.

 


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