Weg mit der weißen Pracht

(dpa/tmn) Bei Eis und Schnee sind Hauseigentümer in der Pflicht: Vor ihrer Tür müssen sie räumen oder zumindest streuen. Dafür brauchen sie eine ordentliche Schneeschaufel und geeignetes Streugut. Experten erklären, worauf es beim Equipment ankommt:

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Eine Schneeschaufel muss beim Schippen gut in der Hand liegen. Das probiert man vor dem Kauf am besten im
Geschäft aus. Archivbild: dpa/Tobias Hase

■ Aus welchem Material sollte eine Schneeschaufel bestehen? Holz, Aluminium oder Kunststoff: Das sind die gängigsten Materialen, aus denen Schneeschaufeln hergestellt sind. Aluminium ist relativ leicht und korrosionsbeständig, verformt sich aber leichter als etwa Holz. Das ist das schwerste Material, gleichzeitig aber sehr robust. Kunststoff wiederum ist oft zu weich und verbiegt sich, wenn größere Schneemengen auf der Schaufel liegen. Das sei vor allem bei günstigeren Produkten ein Problem, sagt Berthold Tempel vom Tüv Rheinland.

Generell sollten Käufer im Geschäft vor dem Kauf lieber die Stabilität der Schaufel testen, indem sie den Stiel auf den Boden stellen und das Schaufelblatt mit den Händen probeweise durchbiegen. Je weniger sich dieses krümmen lässt, umso steifer und damit besser ist die Schaufel.

■ Was ist noch wichtig?

Der vordere Schaufelrand sollte verstärkt sein. Denn die Schaufeln schaben über den Boden und müssen auch einmal Vereisungen wegkratzen können. Üblicherweise sind die Verstärkungen aus Stahlblech, manchmal auch aus widerstandsfähigem Polyamid-Kunststoff, wie Tempel erklärt. „Ohne die Verstärkungen gehen Schaufeln schneller kaputt.“ Aluminium nutzt sich zum Beispiel schneller ab, Kunststoff kann einreißen.

Eine Ausnahme von der Regel: Bei empfindlichen Untergründen, zum Beispiel einer gefliesten Außenterrasse, kommen besser Kunststoffschaufeln ohne Verstärkungen zum Einsatz – sonst drohen unschöne Kratzer.

■ Wie sollte der Stiel beschaffen sein?

Beim Stiel zählt das Gefühl: Er muss gut in der Hand liegen. Außerdem gilt: „Der Durchmesser sollte zur Größe der Hand passen“, sagt Tempel. Je größer die Hand, desto dicker sollte der Stiel sein. Beim Material bewähren sich die Holzsorten Esche und Fichte, weil sie fest sind, aber auch eine gewisse Elastizität mitbringen. Dagegen ist Kunststoff als Stielmaterial nicht empfehlenswert. Er federt und schwingt. Dadurch wird die Kraft beim Arbeiten nicht so gut übertragen.

Der Stiel darf gerade oder gebogen sein: Das sei Geschmacksache, sagt der Tüv-Fachmann. Wichtiger ist die Verbindung zwischen Schaufel und Stiel: Diese sollte gepresst oder geschraubt sein. Nieten dagegen sind weniger beständig.

■ Braucht der Stiel einen Griff?

Das sei empfehlenswert, sagt Tempel. „Da hat man mehr Handkraft, und Drehbewegungen beim Wegschaufeln gelingen besser.“ Die Griffe können offen T- oder geschlossen U-förmig sein: Beides erfüllt seinen Zweck.

■ Was tun bei einer dünnen Schneedecke?

Bei einer dünnen Schneeschicht müssen Verbraucher nicht gleich die Schneeschaufel einsetzen. In dem Fall reicht ein klassischer Straßenbesen mit Kunststoffborsten.

85811354_lay.jpgStreusalz taut vereiste Wege rasch auf. Die Nutzung ist in vielen Gemeinden aber wegen Umweltschutzbedenken verboten. Archivbild: dpa/Patrick Pleul

■ Welches Streumittel ist am besten?

Wenn die Schneeschicht hart ist und sich nicht mehr wegschaufeln lässt, müssen Hauseigentümer streuen. Am effektivsten ist Streusalz – es taut vereiste Wege rasch auf. Doch an vielen Orten dürfen Bewohner nicht mit Salzen streuen. Konkret regeln das die kommunalen Satzungen.

Der Grund für die Verbote: Streusalze gelten als schädlich für Tiere, Pflanzen und Gewässer. Bei Tieren können sie zum Beispiel für entzündete Pfoten sorgen. Auch Autos und Häusern können Salze schaden: Bei Betonbauten greifen sie laut Umweltbundesamt (UBA) etwa die Eisenbewährung im Inneren an. Am besten verzichtet man generell auf Streusalze, rät Dennis Klein vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Auch dann, wenn der Einsatz von Salz am Wohnort eigentlich nicht verboten ist.

■ Was sind die Alternativen zu Streusalz?

Das UBA rät zu abstumpfenden Streumitteln. Sie sorgen für Griffigkeit, indem sie sich mit Schnee und Eis verzahnen, haben aber keine abtauende Wirkung. Klein vom BUND rät zu Kies, Sand oder Holzspänen. Ist der Schnee weg, kann man diese leicht aufkehren und gegebenenfalls wiederverwenden. Holzspäne sind abbaubar und können nach der Nutzung auf den Kompost.

Bei den holzigen Stücken ist allerdings Vorsicht geboten: Sie können sehr rutschig werden, wenn sie sich mit Feuchtigkeit vollsaugen. In einem Fall vor dem Oberlandesgericht Hamm entschieden die Richter im Jahr 2014: Hobelspäne sind kein geeignetes Streugut (Az.: 6 U 92/12). Eine Frau war vor einem Haus auf dem Gehweg darauf ausgerutscht und hatte sich den Arm gebrochen. Sie verklagte den Hauseigentümer. Das Gericht sprach dem Eigentümer eine Teilschuld am Unfall zu.

■ Was ist mit Splitt oder Granulat?

Sie sind auch geeignet. Splitt sei jedoch nicht uneingeschränkt empfehlenswert, sagt Klein. „Es kann umweltschädliche Rückstände enthalten.“ Umweltfreundliche salzfreie Streumittel erkennt man laut Umweltbundesamt im Handel am Umweltzeichen „Blauer Engel“.

■ Wie viel Streugut muss auf den Boden?

Anwender dürfen mit abstumpfenden Streumittel nicht geizen, um die Glätte zu bekämpfen. Rund 100 Gramm pro Quadratmeter sind laut UBA der Richtwert. Prinzipiell gilt jedoch: Je früher der Schnee mit der Schneeschaufel weggeräumt wird, desto besser, wie Klein erklärt. Dann kommt man gegebenenfalls auch ganz ohne Streugut aus.


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