Weich bis wuchtig: Die Trends der weltgrößten Möbelmesse

Sofas mit Teddyfell, Tische mit Marmorplatten und mächtigen Beinen: So wollen die in Mailand auf dem „Salone del Mobile“ vorgestellten Neuheiten ein ganz bestimmtes Wohngefühl vermitteln.

Der Tisch Tadao steht fest auf Naturstein. Der neue alternative Unterbau aus drei sternförmig angeordneten Steinwangen wirkt wie ein Propeller. Bild: Draenert/dpa

Von Simone Andrea Mayer, dpa

 ■ Möbel zum Kuscheln

Weicher Bouclé-Stoff ist der große Trend für Sitzmöbel. Er erinnert an einen jahrelang abgekuschelten Teddybär, der nicht mehr so flauschig-weich wie am Anfang ist – dafür aber das Gefühl vertrauter Nähe vermittelt. Die plüschigen Textilien „stillen unsere Sehnsucht nach Geborgenheit in diesen doch recht unsicheren Zeiten“, erklärt die Trendanalystin Gabriela Kaiser. „Das Kuschelige ist aber auch die Gegenbewegung zu all den cleanen super-glatten Oberflächen, von denen wir täglich über unsere technischen Equipments wie Smartphone und Co. umgeben sind.“ Diesen Trend gab es zuvor schon bei der Bekleidung. Modefans wickelten sich vergangenen Winter in Jacken und Mäntel aus Bouclé oder dem noch weicheren Teddyplüsch. Letzterer kommt nun auch auf Möbel. Quinti ist zum Beispiel eine Kooperation mit dem Modelabel Max Mara eingegangen, das Sofa Kyokusen trägt quasi Teddyjacke. Der größere Trend aber sind Bouclé und ähnliche Stoffe mit Schlingen, Schlaufen und Knötchen. Kaum ein Einrichter bietet solche Bezüge nicht an, kaum ein Stand in Mailand war ohne ein entsprechendes Schaustück – ob Versace Home Collections, Porada, Minotti und Kare, um nur einige zu nennen. Auch farblich bleibt es sanft. Die große Zahl der Sofas und Sessel trägt Eierschalen-Weiß oder sehr helles Beige, ab und an sieht man auch noch – klassische Kuscheltierfarbe – ein helles Braun. Bei den Stühlen findet man mehr melierte Farbstrukturen, auch in knalligen Tönen. Übrigens: Das Gefühl, das diese Möbel haptisch vermitteln, wird in vielen Fällen von ihrer Form unterstützt. Die Sitzmöbel sind überwiegend gerundet. Sessel wirken oft auch so, als würden sie ihre Lehnen und Körper zu einer Umarmung ausbreiten. „Eine einfache Form, in der der Körper freundlich aufgenommen wird“, so Naoto Fukasawa über seinen neuen Sessel Cinnamon für Molteni&C.

 ■ Möbel, die Stabilität vermitteln

Noch etwas bemerkt man bei den Sofas und Sesseln: Vor kurzem stellten die Hersteller sie oft auf dünne Beinchen – so dass sie wirkten, als schwebten sie über dem Boden. Jetzt fehlen die Beine oder sie sind so kurz, dass wohl zwar Staub, aber kein Staubsauger unter das Sitzmöbel kommt. Auch mancher Sofaname soll offenbar eine gewisse Sicherheit suggerieren, zum Beispiel das neue Modell von Zanotta mit der englischen Bezeichnung „Bumper“. Auf Deutsch: Stoßstange. Auch die Tische geben sich unerschütterlich: Ihre Beine erinnern an Elefantenfüße, Brückenpfeiler oder Gebirgszüge. So stämmig, so stabil. Sie stehen im Kontrast zu den Vorstellungen vor ein paar Jahren. Damals überschlugen sich die Möbeldesigner förmlich darin, möglichst große Tafeln zu kreieren, die auf sehr dünnen Beinen stehen können. Jetzt setzen sie zunehmend auf solide Tischbeine, die betonen: Hier wird Last getragen. Auch das ist eine Folge des aktuellen Zeitgefühls, so die Trendforscherin Gabriela Kaiser. „Die dickeren Beine schenken uns buchstäblich stabile Sicherheit.“ Inspiriert sind die Möbel auch von Symbolen und Institutionen, die Beständigkeit verdeutlichen. So stehe etwa der breite Fuß des Tisches Mateo von Molteni & C für die fast 90-jährige Geschichte des italienischen Traditionsunternehmens, so Creative Director Vincent Van Duysen. Wie Wurzeln, die tief verankert seien und die die zukünftige Entwicklung unterstützten. Auffallend: Viele Neuvorstellungen der vergangenen Jahre werden nun ausgebaut zu Serien. So ergänzt zum Beispiel das deutsche Designerduo Kaschkasch den Esstisch P.O.V. für den Einrichter TON um Couchtische mit konischen Beinen, der Tisch Tadao von Draenert erhält alternative Steinbeine. 

■ Möbel mit Marmor

Neue Ess- und Beistelltische und oft auch Kommoden tragen stabile Marmor- oder andere Steinplatten. Wie so mancher Trend brauchte diese Entwicklung ein paar Jahre. Es fing an mit den kleinen Beistell-und Couchtischen, die zunehmend in Gruppen aus verschiedenen Materialien zusammengestellt wurden. Neben Holz, Glas und Kunststoff war auch Stein darunter. Der ging über auf die Esstische und ist nun angekommen bei allen Möbeln mit Auflagen zum Arbeiten und Abstellen. Das kommt offenbar so gut an, dass nicht nur Neuvorstellungen den oft stark strukturierten Stein tragen, auch beliebte Designklassiker wie etwa der Bell Table von Sebastian Herkner für ClassiCon werden nun in Marmor-Varianten herausgegeben.

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